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Traumhaftes Schloss Vitzenburg

Das traumhafte Schloss Vitzenburg mit schönem Brunnen

Auf einem Bergsporn hoch über dem Unstruttal thront das traumhafte Schloss Vitzenburg. Seine schönen Tage sind lange schon vorbei. Das sieht man dem Lost Place im gleichnamigen Ortsteil von Querfurt auch an. Doch sein morbider Charme zieht Urbexer magisch an.

Steinerne Skulpturen

Das große doppelflügelige Tor ist geschlossen. Dabei habe ich meinen Besuch doch angekündigt. Bin ich etwa nicht willkommen? Dann sehe ich, dass die kleine Tür gleich rechts neben der Toreinfahrt offen steht. Also dann nichts wie rein ins traumhafte Schloss Vitzenburg in Sachsen-Anhalt.

Durch einen kurzen Gang gelange ich in das Innere der feudalen Anlage. Und bin sehr angetan von dem Häuserensemble linkerhand, das im rechten Winkel den Besucher empfängt. Wo die Gebäudeteile aneinander stoßen, wölbt sich ein Vorbau in den Blick. Wie ich später auskundschafte, befindet sich darin ein wirklich fürstlicher Treppenaufgang der Vitzenburg.

Jetzt aber zieht erst mal die interessante Dachgestaltung des halbrunden Vorbaus meine Blicke auf sich. Und auch der hohe Brunnen davor sowie die steinernen Skulpturen buhlen sofort um Aufmerksamkeit. Während ich auf den Verwalter des denkmalgeschützten Objekts warte, habe ich Gelegenheit, mir die Gartengestaltung anzuschauen. Schön muss das hier mal früher gewesen sein, als der Jahrhunderte alte Sitz wechselnder Adelsgeschlechter noch bewohnt war.

Steinernes Rondell im Garten vom traumhaften Schloss Vitzenburg

Herrschaftliche Treppe

Wenig später kann ich meinen Rundgang beginnen. Der Verwalter hat mir eine Tür aufgesperrt. Und mit dem Hinweis, dass die Toiletten im Haus tabu für mich sind, darf ich unbegleitet durch Schloss Vitzenburg streifen. Die meisten der Räume sind leer. Bis auf ein paar Stühle, die hier und da vergessen vorm Fenster stehen, entdecke ich kein Mobiliar im Lost Place. Was kein großer Verlust ist. Denn es gibt genug zu entdecken in dem unbewohnten Renaissanceschloss, das auf den Festen einer Burg – wahrscheinlich aus dem 9. Jahrhundert – fußt.

Durch Korridore und Zimmer gelange ich zum schon erwähnten herrschaftlichen Treppenhaus von Schloss Vitzenburg. Und das ist wirklich ein absoluter Hingucker in knalligem Rot. Da muss man sich wahrlich erst mal die Augen reiben. Wer Fotos machen möchte vom Aufgang, sollte unbedingt ein Weitwinkel-Objektiv dabei haben. Denn es ist wenig Platz von der Eingangstür zur Treppe.

Von überall fällt Licht durch die Türen ins dekorative Treppenhaus vom traumhaften Schloss Vitzenburg

Foto mit Flügel

Zum Verweilen laden die beiden holzgetäfelten Kaminzimmer ein. Das erste schließt sich gleich an das dekorative Treppenhaus an. Einziges Interieur hier ist ein kostbarer Flügel. Der allerdings hat gewiss bessere Tage gesehen. Aber als Fotomotiv erfüllt das Musikinstrument seinen Zweck. Ebenso bildet auch im zweiten Kaminzimmer ein schöner Flügel das Zentrum des großen Raumes. Klavierspielen kann ich zwar nicht, aber mich mal ran stellen ans Instrument für ein Foto, das geht.

Flügel in einem Raum vom traumhaften Schloss Vitzenburg
Flügel vor schönem Kamin im traumhaften Schloss Vitzenburg

Blick aus dem Fenster

Auch die schönen bleiverglasten Fenster vom traumhaften Schloss Vitzenburg lohnen einen Blick. Und wer rausschaut, kann sich an der gefälligen Gartengestaltung des historischen Kleinods erfreuen. Hier unten und auch im Gebäude war übrigens vor einigen Jahren viel Betrieb. Eine Filmcrew hatte den dem Verfall überlassenen ehemaligen Adelssitz kurzzeitig aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Von 2013 bis 2017 nämlich war Vitzenburg Drehort für die Bibi&Tina-Filme. Schloss V, wie Urbexer das sehenswerte Lost-Place-Objekt in Sachsen-Anhalt nennen, bot die perfekte Kulisse für das fiktive Schloss Falkenstein.

Treppenaufgang im traumhaften Schloss Vitzenburg

Wechselvolle Geschichte

Gehört hatte ich schon davon: Als die Münchhausens, die letzten Besitzer von Schloss Vitzenburg, nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben wurden, nutzte man das herrschaftliche Gebäude auf dem Weinberg ab 1948 als Landwirtschaftsschule. 21 Jahre später zog das Fachkrankenhaus für Kinder- und Jugendpsychiatrie in die historischen Mauern ein. Ein Schild von damals ist im Schloss noch zu entdecken. 1996 wurde das Krankenhaus geschlossen.

Trotz wechselnder Besitzer ist der Herrschaftssitz bis heute ein verlassener Ort geblieben. Einer allerdings, der zum Glück nicht wie andere zerstört oder beschmiert wird von illegalen Besuchern. Dafür sorgt der Verwalter. So kann man denn nur nach Voranmeldung durch die Räume schlendern, durch Küche und Bäder und durchs dunkel getäfelte Speisezimmer, ohne sich über Graffiti-Schmiererei zu ärgern. Dafür entdeckt man viele interessante Details wie etwa goldene Schmuckelemente überm Kamin. Schade nur, dass der Zahn der Zeit ungebremst an diesem wunderschönen Objekt nagt.

Poster zwischen zwei Kaminen im traumhaften Schloss Vitzenburg

Mosaike im Pferdestall

Mit das Schönste, das ich während meiner mehrstündigen Tour durch das traumhafte Schloss Vitzenburg entdecke, ist eine tolle Wendeltreppe. Sie verbindet außen am Gebäude die beiden Etagen. Beinahe wäre mir das gute Stück entgangen. Ich hatte nämlich einen anderen Weg im Sinn. Dann bin ich aber kurz entschlossen bis zum Ende des Ganges weiter gegangen. Einfach nur, um mal zu gucken, ob es da noch was zu sehen gibt. Gibt es. Nämlich diese total schöne und verwitterte Wendeltreppe.

Ein Hingucker ist auch der ehemalige Pferdestall im hinteren Teil des Schlosshofes. Von außen sieht das Nebengelass, das man durch einen Torbogen erreicht, ziemlich profan aus. Öffnet man jedoch das Stalltor, ist man total überrascht. Wände und Decken sind mit Mosaiksteinchen belegt. Sie formen ein dekoratives Muster. Die Boxen sind picobello. Alles wirkt, als seien die Besitzer der Vitzenburg nur mal kurz mit den Tieren ausgeritten.

Blick in den Pferdestall mit seiner dekorativen Wand- und Deckengestaltung - ein Highlight im traumhaften Schloss Vitzenburg
Außen-Wendeltreppe im traumhaften Schloss Vitzenburg

Weitere verlassene Orte

Vielleicht interessiert dich auch mein Besuch in einem Gutsschloss, das in der Szene Henriettes Erbe genannt wird. Hier ist aber mittlerweile kein Reinkommen mehr. Offiziell besichtigen kannst du dafür aber einige verlassene Orte in Görlitz. Während eines Rundgangs werden die Türen unter anderem zu einem ehemaligen Kondensatorenwerk, zu einer Badeanstalt und zu einem Nobelhotel geöffnet. Führungen sind bei der Stadtinformation buchbar. Einige Stationen kannst du hier sehen. Wie eine Festung gesichert ist dagegen die alte Polizeidirektion in Halles Innenstadt. Im Süden von Halle findet man die verlassene Böllberger Mühle. Nahe dem Hauptbahnhof Halle liegt das verlassene Gelände des RAW.

11 Kommentare

  1. Viola Damm

    Halli – hallo,

    ich bin ganz begeistert von Deinen Fotogalerien und das Schloss Vitzenburg hat es mir ganz besonders angetan. Kannst Du mir sagen, an wen man sich wenden müsste, wenn man mal einen Blick in das Grundstück und am liebsten auch ins GEbäude werfen möchte, um zu fotografieren. Ich habe gehört, das Schloss soll renoviert werden, ich weiß allerdings nicht, ob das schon begonnen wurde. Wäre lieb, wenn Du mir da eine Info geben könntest.

    • Elke Richter

      Hallöchen, lieben Dank für deine Nachricht. Deine Frage beantworte ich dir gern per Mail.

      • Gina Bodewell

        Hallo hallo wir sind auch seit 2017 auf der Spur nach losts und Schlössern und das Schloss v war auch schon immer ein träumchen für mich es mir Mal an zu schauen. Nun bin ich auf der Suche nach einen Kontakt das man sich das villt Mal ermöglichen kann schöne Bilder zu machen die in einer tollen Fotostrecke noch fehlen wäre schön wen sie mir antworten würden

        • Elke Richter

          Hallo Gina, seit meinem Besuch hat der Besitzer des Schlosses gewechselt. Auch der Verwalter ist jetzt ein anderer. Kontaktdaten sind mir nicht bekannt. Leider kann ich dir da nicht helfen. Höchstens mit einem Rat: Wende dich doch mal an den Bürgermeister von Vitzenburg. Er weiß vielleicht einen Kontakt. LG Elke

  2. Jessica Hallermann

    Hallöchen.

    einzigartige Bilder von dir. Traumhaft.
    Wir waren vor ca. 3 Jahren dort. Konnten aber leider nicht auf das Grundstück da es zu war. Nun planen wir dieses Jahr auch eine Besichtigung zu machen.
    unter den Kontaktdaten wir von damals hatten können wir Niemanden erreichen. Könntest du uns bitte auch weiter helfen?
    Viele liebe Grüße Jessica

    • Elke Richter

      Hallo Jessica, hast du meine Mail bekommen. Ich glaube, hier klemmt was. LG von Elke

  3. Sarah

    Hallo Elke,
    wow, echt tolle Bilder!
    Ich mache auch Lost Place Fotografie und warte schon so lange da drauf endlich mal das Schloss Vitzenburg zu Gesicht zu bekommen.
    Könntest du mir ebenfalls die Kontaktdaten vom Verwalter zusenden, das wär ein Traum.
    Liebe Grüße Sarah

  4. ANDREA Heise

    Tolle Bilder
    Können Sie mir ev die Kontaktdaten des Verwalters geben
    Wir sind eine Gruppe Fotografen und Models die gern mal dort rein würden

    • richter

      Hallo,
      ich habe erfahren, dass mittlerweile der Schloss-Besitzer und damit auch der Verwalter gewechselt haben. Auf der mir bekannten Telefonnummer ist der einstige Verwalter nicht mehr erreichbar.
      Ich empfehle, sich beim Bürgermeister von Vitzenburg über die Möglichkeiten, ins Schloss zu kommen, zu erkundigen.
      Viel Erfolg

  5. Antje Heimerl

    Liebe Elke,

    haben vielen Dank für diese wunderbaren Fotos – Du hast einen so liebevollen Blick auf das Schöne zwischen all dem Verfall.

    Es ist so traurig, daß keiner der etlichen Schloßbesitzer nach der Wende dem Schloß gut getan hat.

    Mein alter Vater hat als Kind im Schloßpark gespielt hat, er war öffentlich zugänglich, der Herr von Münchhausen hatte eine sehr soziale Einstellung, die ihm letztendlich das Leben kostete. Nach dem Krieg war das Schloß und Gut voll mit ca. 200 Flüchtlingen, deren Ernährung durch das Gut damals sicher sehr schwierig war. Da der Schloßherr sich keiner Verfehlungen gegenüber seinen Untergebenen, Fremdarbeitern und Flüchtlingen bewußt war, sah er keinen Grund zur Flucht.
    Er beendete sein Leben im KZ Buchenwald, das die Russen noch bis 1950 unter den gleichen Bedingungen wie die Nazis betrieben.

    Als Kind beeindruckte mich das Schloß nachhaltig, meine Tante arbeitete dort als Lehrerin für Behinderte. Ich erinnere mich noch an einen gewaltigen ausgestopften Keilerkopf im Treppenaufgang.

    Einige Jahre nach der Wende kam ich bei einem Besuch im Schloßpark mit ein paar Frauen ins Gespräch, die dort mit Vorschlaghämmern und Schubkarre eine Sportumkleide abrissen – Schwerstarbeit.
    Sie beklagten sich über die ausbleibende Bezahlung ihre 1-Euro-Jobs, die das Arbeitsamt nur an den damaligen Schloßherren überwies, der es nicht an sie weiterreichte.
    Das war auch nur Zwangsarbeit – ganz legal.

    Seit langem habe ich beschlossen, die Orte meiner Kindheit in jener Gegend nicht mehr aufzusuchen – die Menschen von damals sind tot oder weg, die Landschaft um mein Geburtsdorf zerstört, viele Gebäude verfallen oder abgerissen.

    Trotzdem habe ich für das Schloß Vitzenburg noch ein bisschen Hoffnung, es könnte doch sein, daß der neueste Schloßbesitzer nach all den Spekulanten und Traumtänzern ein vernünftiges Nutzungskonzept und das nötige Geld zur Sanierung hat.
    Einer muß es doch mal anfangen – das Schloß kann nicht mehr warten!

    LG.

    Lilith

    • richter

      Hallo Lilith, lieben Dank für dein Interesse an meinem Beitrag über das Schloss Vitzenburg und dein ausführliches Schreiben. Mir haben einige Leute – so wie du – berichtet, welche Erinnerungen sie mit diesem Märchenschloss verbinden. Das fand ich interessant. So habe ich nicht nur das Anwesen besuchen können, sondern auch einige persönliche Geschichten rund ums Schloss erfahren.
      Ich kann dir nur beipflichten: Es ist sehr schade, was aus diesem schönen Schloss geworden ist. Auch ich setze die Hoffnung auf den neuen Besitzer. In einem Zeitungsbericht las ich vor geraumer Zeit, dass er das Schloss sanieren will. Mit der Option, dort künftig auch Hochzeiten stattfinden zu lassen. Welch schöne Zukunftsmusik. Mal sehen, ob dem Schloss wirklich wieder Leben eingehaucht wird. Ich hoffe es sehr.
      Herzliche Grüße schickt dir Elke

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