Akkurat gestaltete Gemüsebeete im Garten vom malerischen Chateau Villandry

Das malerische Chateau Villandry ist berühmt für seine Renaissancegärten. In strenger Symmetrie wurden sie auf drei Ebenen angelegt. Als Glanzstück der Anlage gilt der Gemüsegartens. Der ist nicht nur spektakulär, sondern auch der größte seiner Art in der Welt. Villandry gehört zu den mehr als 400 Schlössern und Burgen, die Touristen entlang der Loire und ihren Nebenflüssen entdecken können. Ich habe ein Dutzend der interessantesten Anlagen besucht.

Strenge Geometrie

Das malerische Chateau Villandry empfängt mich längst nicht so prächtig wie die schönen Schlösser-Geschwister Chambord und Chenonceau. Die Fassade des Renaissancegebäudes ist im Vergleich zu den beiden größeren Loire-Schlössern eher bescheiden. Doch Villandry hat etwas, was die anderen Schlösser so nicht haben. Und das will ich mir jetzt anschauen.

Also lasse ich das Schloss der Spätrenaissance einfach links liegen. Sorry, der Richtigkeit halber muss es natürlich heißen rechts liegen. Ich stiefle also den ansteigenden Wirtschaftsweg am Schloss hinauf. Auf der Aussichtsplattform will ich etwas verschnaufen. So mein Plan. Geht aber dann doch nicht. Das beabsichtige Luftholen wird zum Luftschnappen. Denn genau zu meinen Füßen strecken sich die berühmten Terrassen-Gärten von Chateau Villandry. Was ein faszinierender Anblick ist.

Durch TV-Reportagen wurde ich auf diese Renaissancegärten im Loire-Gebiet aufmerksam. Und ich habe auch viele Fotos von Villandry gesehen. Doch was da jetzt unter mir kunterbunt und in strenger Geometrie ausgebreitet liegt, übertrifft alle meine Erwartungen. Diese Pflanzen-Phantasien, eingefangen vorzugsweise in Buchsbaum-Quadraten, können Bilder kaum wiedergeben. Man muss die Schönheit der Anlage schon mit eigenen Augen sehen. Und natürlich die Düfte allerorten schnuppern.

Bunte Pflanzenparade

Beim „Gärtnern“ in Villandry werde ich mit bestem Gartenwetter verwöhnt. Ab und an blinzelt die Sonne aus dem schneeweißen Wolkenbett. Dann werfen die exakt gestutzten Buchsbäume interessante Schatten. Ich stehe also hier oben auf der Aussichtsterrasse und nehme die bunte Pflanzenparade ab. Mein Standort ist mit Bedacht gewählt. Denn von hoher Warte aus erschließt sich am besten die geometrische Struktur der Anlage. Einen ähnlich beindruckenden Anblick soll der Besucher übrigens auch aus den Fenstern des Schlossturms genießen können. Habe ich gehört. Aber dann muss man in das Gebäude. Das will ich jedoch nicht. Heute interessiert mich nur die Perle von Chateau Villandry.

Gartenkunst auf drei Ebenen

Die ab dem frühen 20. Jahrhundert angelegten und erweiterten Schlossgärten befinden sich auf drei Ebenen. Links oben, am höchsten gelegen, kann ich einen Teil vom Linden gesäumten Wassergarten ausmachen. Ein Baumspalier verstellt den Blick auf den etwas höher gelegenen Sonnengarten. Auf der zweiten Ebene ist der Ziergarten mit angrenzendem Labyrinth und zwei Salons zu bewundern. Treppen führen von dort zum tiefer gelegenen Highlight von Chateau Villandry. Das ist der größte ornamentale Gemüsegarten der Welt. Was schon spektakulär genug klingt, toppt der Anblick in natura vom Belvedere. Später werde ich mir dieses Prachtstück noch aus der Nähe anschauen.

Von zart bis leidenschaftlich

Jetzt bleibt mein Blick erst mal am Liebesgarten an der Südseite des Schlosses hängen. Er ist in vier gleich große Quadrate gegliedert. Akkurat gestutzte und gewundene Buchsbaum-Hecken symbolisieren die vier Arten der Liebe: die tragische, die treulose, die zarte, die leidenschaftliche. Ich sehe intakte und gebrochene Herzen, Dolche und Schwerter, Masken und Flammen. Alles aus Buchs geformt. Die Flächen dazwischen sind mit Blumen bepflanzt. Jahreszeitlich bin ich leider zu früh, aber ich kann mir die bunte Blütenpracht im Kontrast zum grünen Buchs gut ausmalen. Alle vier Wege im Garten der Liebe streben zu einem Zentrum. Das wird gebildet von einem kleinen Wasserbecken mit Fontäne.

Dieses belebende Gestaltungselement finde ich in mehrfacher Ausführung auch an anderen Stellen des Terrassengartens wieder. Linkerhand vom Liebesgarten schließt sich der Kreuzgarten an. Und durch einen Wassergraben getrennt die drei Felder des Musikgartens. Ich beobachte die Gärtner, die grad Blumen und Gräser pflanzen. Und den Buchs hier und da in Form bringen. Schon allein damit haben die festangestellten sechs Fachleute alle Hände voll zu tun. Man bedenke: Würde man alle Buchsbäume von Chateau Villandry in einer Reihe aufstellen, ergäbe das eine Strecke von rund 50 Kilometer.

Blick von der Aussichtsterrasse auf die Gärten vom malerischen Chateau Villandry

Vierecke mit Gemüse

Jetzt zieht es mich vom Belvedere zum Herzstück des Gartentraums am Cher, einem Nebenfluss der Loire. Der Gemüsegarten nimmt mit 12.500 Quadratmetern den größten Platz des grünen Wunders ein. Er liegt auf der untersten Ebene und ist über kleine Treppen zu erreichen. Ich zähle neun gleich große Quadrate. Die werden von niedrigen Buchsbaum-Hecken gebildet. Dazwischen kleine Areale mit Zierkohl und Salat bepflanzt. Alles in Rot und in Grün und wie die Zinnsoldaten exakt ausgerichtet. Die Gemüsepräsentation wirkt auf mich wie ein übergroßer Stickrahmen. So toll können also Salat und Kohl aussehen. Ich bin begeistert von dieser botanischen Sensation.

Auch hier wieder an den Kreuzungen zu den beiden Hauptwegen kleine Bassins mit Fontänen. Und zusätzlich noch an jeder Ecke halbrunde Lauben. Die sind mit lachsfarbenen und gelben Kletterrosen umrankt. Ich verweile an diesem lauschigen Plätzchen und höre dem Plätschern des Wassers zu. Und ich kann bestätigen: Das malerische Chateau Villandry mit seinen Gärten ist ein echtes Meisterwerk

Strenge Symmetrie im Gemüsegarten von Chateau Villandry
Rechteckige Beete von Buchsbaum-Hecken umrandet

Gemusterter Teppich

Genug gesehen von der Kraut- und Rüben-Geometrie. Nach kurzer Rast auf der halbrunden Bank steige ich eine der Treppen rauf und bin wieder im Ziergarten von Chateau Villandry. Auch in diesem Areal, angrenzend an Kreuz- und Liebesgarten, haben die Gärtner durch Formschnitt Beachtliches geleistet. Alles ringsum wirkt auf mich wie ein schön gemusterter Teppich. Überall sprießen zwischen den buchsbaumgeformten Drei- und Vierecken die Blumen. Weit hinten scheint mitten aus dem Grün eine Fontäne zu entspringen. Dort, das weiß ich nun inzwischen, kreuzen sich wieder die Wege.

Eine Fontäne im Hecken-Labyrinth vom malerischen Chateau Villandry

Schöne Durchblicke

Beim Schlendern durch den Gartentraum von Chateau Villandry kommen mir immer wieder hübsche Details in den Blick. Neben schönen Gewächsen auch florale Skulpturen aus Stein. Gern nutze ich die vielen Möglichkeiten, durch Geländer und Maueröffnungen auf den einzigen Renaissancegarten Frankreichs zu schauen.

Blick durch eine Brüstung auf den Garten vom malerischen Chateau Villandry

Königlicher Spiegel

Zum Abschluss schlendere ich durch schattenspendende Pergolen und gelange auf die dritte Garten-Ebene von Chateau Villandry. Das also ist der Wassergarten. Ein Lindenkarree säumt eine große Rasenfläche. Alles wirkt wie ein großer Sportplatz. Wenn da in der Mitte nicht ein Wasserbecken wäre. Irgendwie erinnert mich seine Form an einen Spiegel. Jenem aus der Zeit von Ludwig XV. Im Wasser spiegelt sich gerade der mit Wolken betupfte Himmel sowie die akkurat ausgerichteten Lindenspaliers.

Blickfang Pergola im Garten von Villandry

Jetzt ist Zeit, Abschied zu nehmen. Und der fällt mir wirklich schwer. Noch einmal lasse ich die perfekte Geometrie der Anlage von Chateau Villandry auf mich wirken. Dann heißt es aufbrechen zum Chateau Azay-le-Rideau. Auf das berühmte Wasserschloss bin ich schon sehr gespannt.

Blick auf die Gärten und Chateau Villandry
Reiseinformationen:

Wie an einer Perlenschnur aufgereiht – die Schlösser der Loire. Als Einstieg von Paris aus kommend besuchte ich am ersten Tag meiner sechstägigen Schlösser-Tour Chambord und Cheverny. Am zweiten Tag knöpfte ich mir gleich drei Stationen vor: Chenonceau, Chaumont und Amboise. Von meinem Hotel in Amboise startete ich am dritten Tag in das malerische Chateau Villandry, nach Azay-le-Rideau und nach Tours. Den vierten Tag hatte ich für einen Besuch der Burg Sully und des Klosters St. Benoit reserviert. Tag fünf verbrachte ich in Chinon, Rivau und Fontevraud. Den Höhepunkt meiner Reise bildete am letzten Tag eine Visite im königlichen Blois.

Da es an Schlössern und Burgen und hübschen Städtchen im Loire-Gebiet nun wirklich nicht mangelt, kann man sich die Liste der zu besuchenden Sehenswürdigkeiten nach Gusto selbst zusammenstellen. Wer sich lieber auf professionelle Unterstützung verlassen will und gern in der Gruppe unterwegs ist, der findet bei den verschiedensten Reiseanbietern Pauschalreisen zu den schönsten Schlössern entlang der Loire und ihren Nebenflüssen.

Karte Loire-Schlösser