Kirschblüte in Japan

Das rote Torii auf Miyajima leuchtet im Frühjahr mit den Abertausenden von Blüten um die Wette. Ein tolles Postkarten-Motiv zur Kirschblüte in Japan. Und dieser Anblick verschlägt dem Besucher des Itsukushima-Schreins auf der Insel im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache. Für Fotos empfiehlt sich die Zeit der Flut. Dann ist das rote Tor des Schreins von Wasser umgeben. Wer bei Ebbe kommt, muss aber nicht enttäuscht sein. Denn dann kann er auf leicht aufgeweichtem Boden bis zum Tor laufen. Was auch seine Reize hat.

Geishas und Mangas

Das quirlige Tokio und der erhabene Fujisan, der schnelle Shinkansen und die beschaulichen Shinto-Schreine, die traditionsreichen Geishas und die schrillen Mangas – diese Stichworte waren immer präsent, wenn ich an Japan dachte. Und natürlich auch die schlimmen Schicksale von Hiroshima und Nagasaki. Bereisen, so las ich im Internet, kann man das fast 127 Millionen Einwohner zählende Inselreich im Pazifischen Ozean zu jeder Zeit im Jahr. Doch zur Kirschblüte im Frühjahr und zum phantastischen Laubglühen im Herbst soll das Land wohl seine Reize voll ausspielen. Nach meiner Rundreise kann ich bestätigen: Die Kirschblüte in Japan ist ein Erlebnis der besonderen Art. Wohin man schaut, überall taucht der Blick ein in ein gewaltiges Meer aus zart rosafarbenen Blüten.

Nippons fünfte Jahreszeit

Japans fünfte Jahreszeit heißt O-Hanami. In Nippons Süden beginnt das Blühen Mitte März und zieht sich von dort bis nach Norden, wo der ganze rosarote Zauber etwa im Mai endet. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass die Japaner in dieser Zeit buchstäblich Kopf stehen. Mit Mann und Maus strömen sie hinaus in die vielen Parks. Es wimmelt von Spaziergängern, die das gewaltige Blühen der Zierkirschen genießen. Obwohl es mitunter auf engem Raum so viele Menschen sind, ist es doch für einen Europäer recht still. Fast andächtig. Es scheint, als wollen die Menschen den Frühling mit seiner zart rosafarbenen Pracht in sich aufsaugen. Und Worte sind überflüssig.

Posen fürs perfekte Foto

Hochzeitspaare werden von emsigen Fotografen unter von Blüten überbordenden Bäumen für Erinnerungsfotos postiert. Mal schlendern sie auf Regieanweisung hier hin, mal dorthin. Die Bräute in kostbaren Kimonos betrachten üppige Blütenzweige. Oder lächeln unter bunten Papierschirmchen ihren Partner an. Die Fotografen haben in kleinen Handwagen eine üppige Ausstattung an Requisiten mitgebracht. Alles wird ausprobiert für die perfekten Fotos. Und das braucht seine Zeit. Ich hatte so viel Vergnügen, diesem bunten Treiben zuzuschauen.

Doch nicht nur auf den Bäumen ist Sakura – so wird die japanische Zierkirschblüte genannt – im Frühling präsent. Auf prachtvollen Kimonos und filigranen Haarspangen tummelt sich das sanfte Rosa ebenso wie auf Papierschirmen und Gebäck. Ich konnte mich einfach nicht satt schauen. Und wenn ich jetzt an das Inselreich denke, dann ist ein neues Stichwort dazu gekommen: die Kirschblüte in Japan.