Besuch im Schloss Amboise - ein schöner Rahmen fürs Foto

Das Schloss Amboise thront auf einem Fels hoch über der gleichnamigen Stadt und der munter fließenden Loire. Kulturhistorisch bedeutsam, zieht es Jahr für Jahr Gästescharen an. Denn ein Besuch im geschichtsträchtigen Schloss Amboise lohnt sich. Die imposante Anlage, im 15. und 16. Jahrhundert Königsresidenz, gehört zu den mehr als 400 Schlössern und Burgen, die Touristen entlang der Loire und ihren Nebenflüssen entdecken können. Ich habe ein Dutzend der interessantesten herrschaftlichen Anwesen besucht.

Wahl zwischen zwei Schwestern

Wer die Wahl hat, hat die Qual. Dass diese oft zitierte Lebensweisheit stimmt, bekomme ich grad wieder mal zu spüren. Und zwar in Amboise, einer kleinen Stadt in der Loire-Region. Ich muss mich jetzt entscheiden. Zwischen zwei Schlössern. Entweder besuche ich das kulturhistorisch bedeutsame Schloss Amboise. Oder ich schaue mich im Schwesterschloss Clos Lucé um. Das beherbergt in seinen historischen Mauern ein besonderes Museum. Gewidmet ist es einem berühmten Bewohner. Und zwar dem Universalgenie Leonardo da Vinci. Die letzten drei Lebensjahre arbeitete er hier. Und hier starb er auch.

Gern würde ich mir dort seine Exponate anschauen. Aber die Zeit ist fortgeschritten. Weil ich den Vormittag schon auf Chateau Chenonceau verbracht habe und dort durch die Gärten gebummelt bin. Danach hatte das Chateau Chaumont meine Aufmerksamkeit gefesselt. Nun naht der Abend. So entscheide ich mich gegen den Familienbesitz der St.-Bries`. Stattdessen schaue ich mir das nur ein paar Schritte entfernte und durch einen unterirdischen Gang verbundene Schloss Amboise an. Aber auch hier, in der zur Königsresidenz umgebauten mittelalterlichen Festung, werde ich dem genialen Leonardo auf besondere Weise begegnen.

Auf historischem Pflaster

Zunächst führt mein Weg von der lauschigen Stadt reichlich steil nach oben. Auf historischem Pflaster laufe ich durch einen engen, gemauerten Gang. Beidseitig ist er mit allerlei Wappenschildern dekoriert. Irgendwie scheine ich es heute mit Sprichwörtern zu haben. Denn mir fällt beim Hochkraxeln durch den schmalen Gang spontan die Zeile aus Schillers „Wilhelm Tell“ ein: Durch diese hohle Gasse muss er kommen. Mein Weg führt mich allerdings nicht nach Küssnacht. Sondern mitten auf den weitläufigen Schlossplatz. Hier begrüßt mich geradeaus die zweiflüglige Schlossanlage. Ich bin allerdings jetzt etwas unhöflich und würdige das schöne Gebäude aus der Frührenaissance nur mit einem schnellen Blick.

Dafür zieht es mich bei meinem Besuch im Schloss Amboise spontan nach links. Zur kleinen, aber feinen spätgotischen Hubertuskapelle, errichtet auf kreuzförmigem Grundriss. Und mit einem wunderschön gestalteten Skulpturen-Portal. Im Gebäude mit dem dreiseitigen Chor entdecke ich das Grab von Leonardo da Vinci. Bestattet wurde der Genius allerdings zunächst in der Schlosskirche auf dem Gelände. Weil die aber abbrannte, wurden da Vincis sterbliche Überreste vermutlich – es gibt Zweifler – umgebettet. An die ursprüngliche Grabstätte erinnert heute eine schneeweiße da Vinci-Büste. Sie präsentiert sich den Fotografen mittig vor einer geschwungenen Hecke.

Vor dem Besuch im Schloss Amboise muss man durch diesen schmalen Gang
Das schöne Portal der Kirche im Schloss Amboise

Schöner Panoramablick

Wie wahrscheinlich das Gros der 400.000 Touristen, die jedes Jahr beim Besuch im Schloss Amboise gezählt werden, steige auch ich in der imposanten Königsresidenz ganz nach oben. Von hier habe ich einen herrlichen Panoramablick. Ich schaue über die Loire. In der spiegelt sich grad ein Stück Himmelsblau. Ich blicke auf die Häuser von Amboise – spielzeugklein wie die parkenden Autos auf den schmalen Straßen. Einen schönen Anblick bietet auch die Gewölbebrücke, die Pont Maréchal Leclerc heißt. Sie ist eine von mehr als 40 Brücken im Loire-Tal.

Dann ist Zeit, die Position zu wechseln. In entgegengesetzte Richtung schaue ich auf den Fluss. Und wieder auf die Häuser von Amboise. Und dazu auf den wirklich schönen Schlossgarten auf dem Plateau. Zartes Grün, geschützt von mächtigen Mauern. Von meinem Standort erkenne ich ganz gut, dass das rund 24.000 Quadratmeter große Schloss-Areal in der Tat eine fast dreieckige Form hat. Auch die imposanten Mauern, die steil zur Straße abfallen, kann ich aus der Nähe betrachten. Was für Schutzwälle.

Ritt bis zur Schlossterrasse

Und jetzt geht es noch ein paar Schritte durchs Schloss. Ich sehe mich im Renaissanceflügel um. Schlafzimmer, Musiksalon, Saal des Mundschenks – kostbare Möbel, wertvolle Gobelins und schöne Bleiglasfenster. Auch in den Ratssaal werfe ich einen Blick. Im Erdgeschoss bin ich angetan von den beiden Galerien mit den zur Flussseite offenen Arkaden. Kein schlechtes Plätzchen, denke ich. Von hier aus kann man gut beobachten, was auf dem Fluss so los ist und in der Stadt. So waren die damaligen Bewohner der königlichen Residenz immer im Bilde.

Und noch etwas begeistert mich. Das habe ich so noch nirgends gesehen. Und zwar sind das die mächtigen Türme des Schlosses. Zwei an der Zahl. Deren Bau soll Karl VIII. , von 1483 bis 1498 König von Frankreich, veranlasst haben. Erst wer sich im Innern der sogenannten Reitertürmen befindet, erkennt deren Raffinesse. Denn eine steile Rampe führt wie eine Wendeltreppe – natürlich ohne Stufen – nach oben. Eine Erfindung, die überaus praktisch war. Denn so konnte man mit Pferd oder Kutsche von der Stadt zu den über 40 Meter hohen Schlossterrassen reiten/fahren, ohne absitzen oder aussteigen zu müssen. Diese geniale Idee könnte fast als Vorläufer der heutigen Parkhäuser gelten, kommt mir in den Sinn. Später, als ich das Schloss verlasse, laufe ich auf historischem Pflaster die Wendelrampe nach unten.

Beim Besuch im Schloss Amboise sieht man die Stadt und die Loire

Grüne Kugeln am Hang

Ein Gutteil des Hoch-Plateaus nimmt der gepflegte Garten ein, damals übrigens der erste Renaissance-Garten Frankreichs. Besonders ins Auge fallen an den Hängen die Buchsbäume. Die sind akkurat in Kugelform gebracht. Von unten sieht es so aus, als wollten die grünen Kugeln direkt auf mich zurollen. Um der „Gefahr“ zu entgegen, verdrücke ich mich schnell nach oben. Dort finde ich eine kleine Baumallee und eine Bank, auf der ich die grünen Kugeln vorsichtshalber im Blick behalte. Nach kurzer Rast schlendere ich weiter. Wieder nach unten, zum Schloss. Ich passiere ein Wasserbecken. In dem spiegelt sich zwischen Seerosen das königliche Kleinod der Frührenaissance. Später beobachte ich noch eine Filmcrew, die im Park Aufnahmen macht. Den Filmemachern scheint es hier auch zu gefallen.

Beim Besuch im Schloss Amboise ist der Garten ein Highlight

Einkehr im Fachwerk

Nach dem Besuch im Schloss Amboise ist mir jetzt nach Einkehr. Das gleichnamige Städtchen ist auf Massentourismus eigestellt. Es bietet viele Möglichkeiten. Nicht nur Hotels. Im Parterre der Fachwerkhäuser entdecke ich kleine Geschäfte und Bistros. Und zum letzten Mal an diesem Ausflugstag habe ich wieder die Qual der Wahl.

Nach dem Besuch im Schloss Amboise kann man in einen der kleinen Restaurants einkehren
Reiseinformationen:

Wie an einer Perlenschnur aufgereiht – die Schlösser der Loire. Als Einstieg von Paris aus kommend besuchte ich am ersten Tag meiner sechstägigen Schlösser-Tour Chambord und Cheverny. Am zweiten Tag knöpfte ich mir gleich drei Stationen vor: Chenonceau, Chaumont und abends ein Besuch im Schloss Amboise. Von meinem Hotel in Amboise zog es mich am dritten Tag nach Villandry, Azay-le-Rideau und Tours. Den vierten Tag hatte ich für die Besichtigung von Burg Sully und Kloster St. Benoit reserviert. Tag fünf schaute ich mir Chinon, Rivau und Fontevraud an. Den Höhepunkt meiner Reise bildete am letzten Tag eine Visite im königlichen Blois. 

Da es an Schlössern und Burgen und hübschen Städtchen im Loire-Gebiet nun wirklich nicht mangelt, kann man sich die Liste der zu besuchenden Sehenswürdigkeiten nach Gusto selbst zusammenstellen. Wer sich lieber auf professionelle Unterstützung verlassen will und gern in der Gruppe unterwegs ist, der findet bei den verschiedensten Reiseanbietern Pauschalreisen zu den schönsten Loire-Schlössern.