Der Besuch von Bagan gehört zweifellos zu den Höhepunkten einer Myanmar-Reise. 2019 wurde die ehemalige Königsstadt am Ayeyarwady in die Liste des Unesco-Welterbes aufgenommen. Auf einem ungefähr 40 Quadratkilometer großen Areal sind rund 3000 Tempel, Pagoden, Klöster und Heiligtümer versammelt. Zu den prächtigsten Bauten, die die Zeiten überdauert haben, zählt die Shwezigon Pagode. Beim Tempel-Hopping in Bagan sollte sie auf keinen Fall fehlen.
Wieder volles Programm
Was war das gestern für ein Erlebnis! Beim Tempel-Hopping in Bagan habe ich einige beeindruckende Heiligtümer der einstigen Königsstadt in Myanmar besucht (hier). Darunter auch den Dhammayangyi Tempel sowie den Ananda Tempel mit seiner goldglänzenden Spitze. Heute ist auch wieder von früh bis spät volles Programm angesagt.
Mein Weg führt mich zuerst zum Htilominlo Tempel. Mit einer Höhe von 46 Metern ist er wesentlich kleiner als der gestern besuchte Thatbyinnyu Tempel (61 Meter). Aber auch dieser kleinere Bau besteht aus zwei aufeinander gesetzten Blöcken. Sie sind hier ebenfalls durch drei sich nach oben verjüngende Terrassen verbunden. An deren Ecken sehe ich Miniaturstupas. Vier Eingänge führen in das Innere des Gebäudes. Das wurde auf einer quadratischen Grundfläche erbaut. Ich wähle für den Start meiner Besichtigung den östlichen Eingang mit der Vorhalle.
Buddha lächelt milde
Auch hier natürlich wieder die Prozedur wie vor dem Betreten aller Heiligtümer: Schuhe ausziehen. Der große Gold-Buddha, vor dem ich nun stehe, quittiert es mit sichtlichem Wohlgefallen. Über einen umlaufenden Korridor gelange ich zu den anderen goldummantelten heiligen Männern. Die lächeln an den Achsenpunkten des Bauwerks ebenfalls milde auf die Besucherschar, die unter ihnen wuselt. Ich lächle vorsichtshalber mal zurück, bevor ich die grazilen Schirme in Weiß und Gelborange betrachte. Und auch die Wandmalereien bei den Eingängen lohnen einen Blick. Allerdings sollen die wohl nicht aus der Zeit stammen, in der der Tempel mit der maiskolbenförmigen Spitze errichtet wurde. Egal. Finde ich trotzdem sehenswert.
Dickhäuter am Eingang
Man kann die Shwezigon Pagode natürlich auch gleich besuchen, wenn man in Bagan angekommen ist. Doch ich habe mir das Glanzstück im Stadtteil Nyaung U bis zum Schluss meines Tempel-Hoppings aufgehoben. Das Heiligtum ist eines der ältesten in Bagan. Zudem gehört es zu den bedeutendsten in Myanmar. Gleich am Eingang zum Pagoden-Areal grüßt ein großer Elefant aus Stein. Der Dickhäuter steht für die Legende, die sich um die Wahl des Standortes der Shwezigon Pagode rankt. Angeblich wurde sie an der Stelle errichtet, wo sich einst ein Elefant mit einer Reliquie von Buddha schwerfällig niederließ.
Eistüte steht kopf
Das mehrfach Erdbeben dem opulenten Bau zugesetzt haben, kann ich nicht ausmachen. Die Schäden sind behoben. Der mit ordentlich Blattgold überzogene Stupa jedenfalls glänzt in der Sonne, dass es den Augen fast schon weh tut. Erst einmal umrunde ich den Fuß des Goldstücks. Und stelle fest, dass die sehr kompakt wirkende Basis aus vier sich nach oben verjüngenden Terrassen gebildet wird. An den vier Seiten führt jeweils eine Treppe auf die oberste Terrasse. Ich hätte Lust, jetzt mal über den roten Läufer hochzusteigen. Aber ich traue mich dann doch nicht. Sicher dürfen nur Mönche da hinauf, wo sich eine achteckige Plattform befindet. Auf der ruht wie eine umgestülpte Eistüte der Gold-Stupa. Doch nicht allein. An den vier Ecken der letzten Terrasse glänzt jeweils eine kleine Kopie der Shwezigon-Pagode. Um die Minis richtig erkennen zu können, muss man sich schon einige Schritte vom Prunkbau entfernen. Aus der Nähe kann man dagegen die stilisierten Blumen bewundern. Sie „wachsen“ rund um die Shwezigon aus – natürlich – vergoldeten Gefäßen.
Freundliche Naturgeister
Das glänzende Schmuckstück säumen etliche kleinereTempel und Pavillons. Darin sind reichlich Buddhas verteilt – stehend, sitzend oder liegend. In kleinen Räumen kann der Besucher auch etlichen Nats begegnen. Die farbenfrohen Naturgeister blicken alles andere als unfreundlich. Vielleicht liegt es daran, dass ihnen die Pilger heute schon ne stattliche Menge Geldscheine zugesteckt haben.
Von Tempel zu Tempel
Mit der Besichtigung der Shwezigon-Pagode wollte ich das heutige Tempel-Hopping in Bagan eigentlich ausklingen lassen. So jedenfalls der Plan. Doch wer in der Stadt unterwegs ist, kann einfach nicht anders. Wo man hinschaut, ein Tempel an dem andern. Das kann man schwer ignorieren. So mäandere ich durch das weite Tempel-Feld. Ohne bestimmtes Ziel. Einfach nur laufen und schauen. Und hier und da bei den kleinen Heiligtümern anhalten. Fotos machen oder auch mal kurz reinschauen, wenn sie geöffnet sind.
Das Lächeln der Buddhas
Dort, wo ich Zutritt habe, schaue ich mir die vielen unterschiedlichen Buddhas an. Golden glänzen sie alle. Jedenfalls die, denen ich einen Besuch abstatte. Keiner schaut mich grimmig an, fällt mir auf. Im Gegenteil. Die meisten lächeln sogar. Auch einigen Mönchen begegne ich auf meinem Weg durchs Tempel-Feld. Am Morgen war es übrigens eine Schar Nonnen in rosafarbenen Gewändern, die mir fröhlich zuwinkte.
Fisch, Drinks und Souvenirs
Weil ich grad an einem Markt vorbeikomme, schlendere ich auch hier noch mal drüber. Der Töpfermarkt mit seiner Aufgeräumtheit und der Fülle an Waren hat mich am Vortag schon fasziniert. Und nun bewundere ich auch hier das gut präsentierte Angebot an Obst und Gemüse, an Geflügel und Fisch. Natürlich gibt es auch Souvenirs in Hülle und Fülle und Softdrinks für den Durst zwischendurch.
Überall hocken Sonnengucker
Jetzt kommt der Höhepunkt des Tages: der Abend. Die Sonne geht bald unter über der Tempel-Stadt. Und die Sonnenanbeter sind auf der Suche nach einem guten Platz, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Natürlich nicht vom Boden aus. Das ist uncool. In Bagan macht man das selbstverständlich, indem man einen Tempel besteigt. Auch ich suche nach einem geeigneten Ausguck. Und fühle mich erinnert an das Märchen vom Wettlauf von Hase und Igel. Überall, wo ich hinkomme, hocken schon die Sonnengucker auf den schmalen Simsen und Vorsprüngen. Bei manchen Ausgucken frage ich mich, wie die Leute da nur hochgekommen sind. Und wie sie sich da oben halten. Sieht ziemlich abenteuerlich aus. Ich hoffe, dass die alle auch wieder unbeschadet zurückkommen auf den staubigen Boden.
Wer sucht der findet. Ich entdecke einen Tempel ohne Massenandrang. Die Schilderung, wie ich die abenteuerliche Treppe mit den teils kaum noch intakten Stufen auf allen Vieren hochgeklettert und vor allem später in der Dunkelheit im Schneckentempo wieder runtergekrochen bin, erspare ich mir. Stattdessen schwärme ich lieber von diesem Gratis-Naturschauspiel, das die untergehende Sonne uns Zuschauern bietet. Einfach ein phantastischer Anblick, wenn das weite Tempel-Feld im letzten Licht erglüht. Das muss man erlebt haben.
Bye bye Sonne. Mit einem phantastischen Sonnenuntergang endet mein Tempel-Hopping in Bagan.
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