Ein Traum in Weiß ist dieses winzige Appartement zu ebener Erde. Vom Sofa und Herd, über Schrank bis Bett ist alles da, was man zum Wohnen braucht. Und natürlich gehört auch ein Badezimmer mit WC und Waschbecken zur schicken Einrichtung. Noch hat sich kein Interessent für den Neubezug gemeldet. Wenn du an einer Wohnungsbesichtigung interessiert bist, dann fahre nach Halle. Denn in der Saalestadt heißt es seit neuestem: Streetart schafft Wohnraum.
Möblierte Puppenstube
Wohnen für lau? In meiner Heimatstadt Halle ist das seit kurzem möglich. Allerdings ist das kostenlose Wohnen an zwei Voraussetzungen gebunden. Der neue Bewohner müsste aus dem Knirpsenland stammen, damit er reinpasst in die drei Wände. Und er dürfte nichts gegen stille Beobachter einzuwenden haben. Denn die komplett eingerichtete Bude, wie der Betrachter des Fotos unschwer erkennen kann, ist die Arbeit eines Streetart-Künstlers. Oder mehrerer. Das kann ich nicht sagen. Was aber nichts zur Sache tut. Jedenfalls ist die Mini-Wohnung für jedermann zu betrachten. Wenn man sie denn findet, diese kleine möblierte Puppenstube. Denn sie liegt ziemlich versteckt.
Kunstwerk in der Mauer
Wer auf seinem Weg nicht zufällig zu Boden schaut, wird sie nicht entdecken. Auch ich ging auf der Suche nach dem kleinen Kunstwerk mehrfach erfolglos um das Hochbeet herum, das von einer Mauer aus großen Porphyrsteinen begrenzt wird. Bis ich das süße Stübchen zu ebener Erde dann doch entdeckte. An einer Ecke des Beetes fehlte vormals offensichtlich seit langem ein Stein. Könnten auch zwei gewesen sein. Was wahrscheinlich bisher niemanden gestört hat. Bis eben ein kreativer Zeitgenosse auf die Idee kam, die Mauerlücke für seine Idee zu nutzen. Und aus dem höhlenartigen Überbau entstand eine patente Bude. Auf einem rosafarben gestrichenen Podest wurden winzige Möbel aufgeklebt. Das Bad mit hellblauen Bodenfliesen ist vom kombinierten Wohn-/Schlafraum durch eine weiße Wand mit Tür getrennt. Es ist alles perfekt. Nur ein neuer Bewohner muss sich noch finden.
Anschauen kannst du diese schicke Puppenstube im Halleschen Giebichensteinviertel, Ecke Advokatenweg/Kleine Gosenstraße. Und nicht vergessen: Immer schön nach unten schauen!
Affe an der Mauer
Wenn du auch noch Freude an Graffiti hast, kommst du in Halle voll auf deine Kosten. Nicht nur in der Landsberger Straße, sondern im gesamten Stadtraum. Und – wenn du nun schon mal dort bist – eben auch im Giebichensteinviertel. Du läufst vom Puppenstuben-Eck Richtung Burgstraße, vorbei am Volkspark. Dann kommst du zum Schleifweg. Von weitem kannst du die bunte Mauer sehen. Auf der tummeln sich Affe und Frosch. Ein Tukan überwacht mit Argusaugen, dass die Post pünktlich aus dem Briefkasten geholt wird. Auch ein Waschbär ist mit von der Partie.
Linkerhand von der Graffiti-Mauer befindet sich eine Treppe. Sie führt zur Burgstraße. Wenn du dich nach rechts wendest, kannst du weitere Graffiti sehen. Streetart schafft Wohnraum und verschönert eben auch Fassaden.
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