Mitten in der historischen Provinz Touraine liegt das märchenhafte Chateau Rivau. Die burgähnliche Anlage nahe Chinon gehört zu den ältesten Schlössern in der Loire-Region. Als wohltuend für Augen und Nase gelten die zauberhaften Themengärten des Schlosses. Rund 400 Schlösser und Burgen reihen sich an Frankreichs längster Wasserader und ihren Nebenflüssen. Ein Dutzend davon habe ich besucht.
Rapunzels Zopf am Turm
Rapunzel muss Zuhause sein. Schließlich hängt ihr langer Zopf zum Fenster raus. Aber die holde Maid oben im Turm lässt sich einfach nicht blicken. Vielleicht ist das mit dem Zopf auch nur eine Attrappe. Und hinterm geschlossenen Fenster im Rundturm lauert besagte Hexe aus Grimms Märchen. Der bösartigen Alten will ich nun wirklich nicht begegnen. Deshalb lasse ich erst mal Rapunzel ein hübsches Mädchen sein und trabe los. Um die gepflegte Anlage rund um das märchenhafte Chateau Rivau zu begutachten.
Ein Blick ins Schloss
Jetzt ist höchste Zeit, mal reinzuschauen in das märchenhafte Chateau Rivau. Und sich ein wenig mit der Geschichte des Anwesens im Örtchen Lémeré zu beschäftigen. Das befindet sich seit 1993 übrigens in Privatbesitz und wurde saniert. Ein Familienmitglied gibt mir während eines Rundgangs Einblick. So erfahre ich etwa, dass Rivau auf einer Burg aus dem 13. Jahrhundert fußt. Und dass die Geschichte der Burg eng verwoben ist mit der Familie Beauvau.
Als deren Spross, Kammerherr Pierre de Beauvau, 1438 heiratete, kam Rivau als Mitgift in die Familie. Mit Genehmigung des Königs ließ der Kammerherr 1445 seinen Besitz befestigen. Mit Donjon, Burggraben, Zugbrücke und Wehrgang. Später kamen die königlichen Marställe dazu. Die ließ Sohn Francois de Beauvau errichten. Die Zuchthengste von Rivau wurden in vielen Schlachten geritten. Auch Jeanne d’Arc wählte sich 1429 hier ihre Schlachtrösser für den Kampf in Orléans aus. Den Spuren der legendären Jungfrau begegnete ich bereits in Chinon.
Von außen wehrhaft, zeigt sich die mittelalterliche Verteidigungsanlage im Innern doch recht anheimelnd. Und sehr farbenfroh. Wandteppiche aus Brüssel, monumentale Kamine, Möbel aus Gotik und Renaissance sowie eine Festhalle mit Malereien und Fresken sorgen für Wohlfühl-Atmosphäre. Dazu gesellen sich allerlei moderne Installationen, wirkungsvoll in Szene gesetzt. Sie spannen den Bogen zur Neuzeit. Und sie bringen mich immer wieder zum Schmunzeln.
Einen kleinen virtuellen Rundgang gibt es hier.
Durch den Garten stiefeln
Nach so viel Geschichte zieht es mich an die frische Luft. Rund ums märchenhafte Chateau Rivau locken nämlich 14 Themengärten. Sie tragen Phantasienamen wie „Däumling-Garten“, „Rennender Wald“ oder „Duftallee“. Und sie sind genauso märchenhaft wie ihre Namen.
So stiefele ich also los. Oder vornehm gesprochen: Ich flaniere durchs üppige Grün. Dabei folge ich dem „Weg des Immergrüns“, mache Station im „Verliebten Wald“ bevor ich im „Trüffelwald“ rumschnüffle. Dabei begegnen mir auf Schritt und Tritt witzige Installationen. Im Paradies-Obstgarten entdecke ich überdimensionale Gummistiefel. In der Nähe vom Garten „Alice im Rivauland“ animiert mich eine gewaltige Gießkanne zu ein paar Erinnerungsfotos.
Knallrote Beine am Baum
Später entdecke im „Rennenden Wald“ knallrote Beinpaare an Baumstämmen. An anderer Stelle laden Hängematten zum Abhängen ein. Würde ich jetzt gern. Doch da lockt das Picknick nahe der Kelterei. Leckeres ist versprochen worden. Garniert mit Beilagen aus dem Bio-Garten von Chateau Rivau. Vielleicht lässt sich dann endlich auch Rapunzel mal blicken.
Interesse an einem anderen zauberhaften Garten in der Loire-Region? Dann empfehle ich Chateau Villandry. Lohnende Ziele sind auch Chateau Chambord und Chateau Chenonceau. Und natürlich die königliche Abtei Fontevraud.
Reiseinformationen:
Wie an einer Perlenschnur aufgereiht – die Schlösser der Loire. Als Einstieg von Paris aus kommend besuchte ich am ersten Tag meiner sechstägigen Schlösser-Tour Chambord und Cheverny. Am zweiten Tag knöpfte ich mir gleich drei Stationen vor: Chenonceau, Chaumont und Amboise. Von meinem Hotel in Amboise startete ich am dritten Tag nach Villandry, Azay-le-Rideau und Tours. Den vierten Tag hatte ich für einen Besuch der Burg Sully und des Klosters St. Benoit reserviert. Tag fünf verbrachte ich in Chinon, Rivau und Fontevraud. Den Höhepunkt meiner Reise bildete am letzten Tag eine Visite im königlichen Blois.
Da es an Schlössern und Burgen und hübschen Städtchen im Loire-Gebiet nun wirklich nicht mangelt, kann man sich die Liste der zu besuchenden Sehenswürdigkeiten nach Gusto selbst zusammenstellen. Wer sich lieber auf professionelle Unterstützung verlassen will und gern in der Gruppe unterwegs ist, der findet bei den verschiedensten Reiseanbietern Pauschalreisen zu den schönsten Schlössern entlang der Loire und ihren Nebenflüssen.
Schreibe einen Kommentar