Vom Marktplatz in Halle mit Händel-Denkmal, Marktkirche und Rotem Turm gehen insgesamt 14 Straßen ab. Auf ihnen gelangt der Gast von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten. Und mittendrin buhlen schöne mittelalterliche Fassaden und hübsche Details um Aufmerksamkeit. Und um ein Foto. Oder gern auch zwei. Fotogene Ecken in Halle findet der Besucher der Saalestadt zuhauf.
Fünf Türme im Bunde
Keine Ahnung, wie es andere so machen während einer Städtereise. Vermutlich so wie ich. Wenn ich eine Stadt entdecken möchte, dann zieht es mich zunächst zum wichtigsten Platz im Ort: auf den Markt. Deshalb soll die Vorstellung meiner Heimatstadt Halle auch auf dem Marktplatz beginnen. Er bildet das Zentrum der über 1200 Jahre alten Saalestadt. Und er ist mein erster Tipp für Neugierige, die fotogene Ecken in Halle suchen.
Auf dem 16.000 Quadratmeter großen Platz trifft man gleich auf das Wahrzeichen der Saalestadt – die fünf Türme. Sie gehören zu zwei Gebäuden. Zwei Turmpaare steuert die Marktkirche Unsere Lieben Frauen bei. Manche Hallenser nennen sie auch Marienkirche. Das dominante Gotteshaus, das kann man nachlesen, zählt zu den bedeutendsten Bauten der Spätgotik aus der Zeit der Renaissance in Mitteldeutschland. Der fünfte Turm im Bunde ist der Rote Turm. 1945 verlor das rechteckige Gebäude durch Artilleriebeschuss und Brand seinen Turmhelm. 30 Jahre später wurde dem freistehenden Uhr- und Glockenturm ein neuer Kupfer-Helm aufgesetzt. An dessen Spitze leuchtet eine vergoldete Kugel mit 246 Stacheln in der Sonne.
Händel lauscht Glockenschlag
Die Attraktion des Turms befindet sich allerdings in seinem Innern: das größte Carillon Europas mit 76 Glocken. Zu jeder vollen Stunde erklingt aus dem Turm weithin hörbar der Westminsterschlag. Der ist eine Erinnerung an Georg Friedrich Händel, den berühmtesten Sohn der Stadt Halle. In Bronze gegossen lauscht der 1.500 Kilo schwere Barockkomponist als Denkmal auf einem Mamorsockel den Klängen. Den Blick gen London gerichtet, wo er jahrelang wirkte und wo er auch begraben wurde.
An der Ostseite des Roten Turms freut sich mit Sicherheit der etwa vier Meter aufragende Roland über fotografisches Interesse. Wie auch das knallrote Marktschlösschen, der schlichte Ratshof, das aufwändig sanierte Graseweghaus oder die moderne Spiegelfassade. Wer es ein bissel crazy mag, kann Meister Händel einfach mal verdoppeln. Oder das gleiche auch mit dem Wahrzeichen von Halle versuchen.
Cranach-Altar und Luther
Wer vor der Marktkirche steht, sollte unbedingt reinschauen. Es lohnt sich. Abgesehen von der beeindruckenden Architektur sticht sofort der hölzerne Alter von 1529 ins Auge. Lucas Cranach der Ältere hat das Prunkstück entworfen. Ebenfalls ein Hingucker ist das darüber befindlich Lünettengemälde. In den Blick nehmen sollte der Kirchenbesucher zudem die Kanzel von 1541 sowie auf der Westempore die Hauptorgel. Sie besitzt 4.170 Pfeifen in 56 Registern.
Erwähnt werden soll noch, dass Martin Luther 1545 und 1546 dreimal im halleschen Gotteshaus predigte. Hier erfolgte 1546 auch seine Aufbahrung während des Leichenzuges von Eisleben nach Wittenberg. Ein kleines Luthermuseum erinnert an den großen Reformator. Zu sehen sind Luthers Totenmaske sowie seine Handabdrücke.
Steg verbindet Turmpaar
Nach Marktbesichtigung und Besuch des Gotteshauses können Sportliche nun der Kirche aufs Dach steigen. Dach muss man in dem Falle präzisieren. Denn nach 220 Stufen gelangt der hoffentlich schwindelfreie Besucher auf einen luftigen Steg. Dieser verbindet die beiden 62 Meter hohen Hausmannstürme miteinander. Von hier oben liegt einem nun die Stadt zu Füßen. Der quirlige Marktplatz mit seinen vielen Ständen und Besuchern. Die Geschäftshäuser und das Stadthaus. Die gewundenen Straßen. Oder in der Ferne die akkurat ausgerichteten Plattenbauten von Halle-Neustadt. Von oben kann man schon mal einen Blick auf weitere fotogene Ecken in Halle werfen. Die lassen sich übrigens gut fußläufig vom Markt erreichen.
Eine nicht minder schöne Aussicht bietet sich zudem vom Turm des Stadtbades aus. Allerdings kann man hier nur während organisierter Besichtigungstouren hochsteigen. Die werden jedoch eher selten angeboten. Ist einem das Glück dann doch hold, nimmt man garantiert ein tolles Erinnerungsfoto von Halle mit den fünf Türmen aus einer anderen Perspektive mit nach Hause.
Steinernes Mittelalter
Egal, für welche der vom Markt abgehenden Straßen man sich entscheidet, immer stößt man auf fotogene Ecken in Halle. Etwa am Leipziger Turm oder in der Leipziger Straße. Sie streckt sich vom Marktplatz bis zum Hauptbahnhof. In Richtung Norden buhlen in der Großen Ulrichstraße alte Geschäftshäuser mit tollen Fassaden um Aufmerksamkeit. Überall bieten sich mittelalterliche Gebäude, teils reich verziert, als Fotomotive an.
Schnell wird dem Aufmerksamen beim Schlendern durch die Innenstadt auffallen, dass viele Straßen eine Biege machen. Vom Anfang der Straße oder Gasse kann man also nicht bis zu ihrem Ende schauen. Diese Besonderheit gefiel auch dem deutsch-amerikanischen Maler Lyonel Feininger. Zwischen 1929 und 1931 schuf er elf Gemälde mit Halle-Motiven. Wer Lust hat, kann den originalen Sichtachsen nachspüren, die den Künstler damals so faszinierten.
Fotografisch reizvoll ist auch die Grünanlage vorm Opernhaus. Weil es hier jedes Jahr schöne Bepflanzungen zu bewundern gibt. Auch für Hallenser immer wieder ein Anlass, das bunte Blühen abzulichten. Einen Steinwurf entfernt liegt der Uniplatz mit dem Löwengebäude. Im Innern fordert das Treppenhaus geradezu zum Fotografieren auf.
Fahne wechselt Farbe
Auch zum nahen Hansering sollte der Halle-Besucher seine Schritte lenken. Hier trifft er auf das Fahnenmonument. Es wurde 1967 aus Anlass des 50. Jahrestages der Oktoberrevolution errichtet. Nach der Wende gab es Diskussionen, denn die „Fahne“, sollte abgerissen werden. Letztlich wurde durch das Bürger-Veto keine Hand an den gebogenen Stahlbeton gelegt. Nur die rote Farbe musste weichen. Heute leuchtet das 20 Meter hohe Monument in Gelb-Orange. Schräg gegenüber befindet sich das Landgericht. Die Details an der Fassade sind schon fotogen, doch im Innern erwartet den Besucher eine überbordende Farbexplosion. Und schöne Details. Freunde außergewöhnlicher Treppenhäuser sollten unbedingt hineingehen. Was sie erwartet, können sie sich schon mal hier anschauen.
Der Domplatz könnte ein weiteres Ziel sein. Der Generationenbrunnen mag wohl nicht jedermanns Geschmack sein. Der Dom zu Halle jedoch ist schon ein Kleinod. Nicht nur die Kanzel aus dem Jahr 1526 weiß zu gefallen.
Fotografisch reizvoll gibt sich auch der Riebeckplatz. Und nicht zu vergessen der gleich angrenzende Busbahnhof. Nachts wirkt er mit seiner blauen Beleuchtung, als sei hier gerade ein Ufo gelandet.
Schöne Rundumsicht
Fotogene Ecken in Halle aufzuzählen und die Franckeschen Stiftungen nicht zu erwähnen, das geht gar nicht. Es gäbe viel zu berichten über das bedeutsame Ensemble. Nur als Beispiel soll die barocke Kunst- und Naturalienkammer genannt werden. Fast 325 Jahre alt, gilt sie als der älteste bürgerliche Museumsraum in Deutschland. Von der kleinen Aussichtsplattform auf dem Dach des Hauptgebäudes hat man eine schöne Rundumsicht. Von hier kann man die Autoschlangen auf der Magistrale fotografieren. Sehr effektvoll ist auch, wenn die blühenden Linden das Francke-Denkmal einrahmen.
Fünf Gehminuten von den Stiftungen in Richtung Markt trifft man auf den Eselsbrunnen. Aus vielen Perspektiven kommt man zu interessanten Fotos. Auch die Moritzburg und der im Süden der Stadt liegende Pestalozzipark gehören zu den fotogenen Ecken in Halle. Nicht zu vergessen die sich in der Saale spiegelnde Fassade der verlassenen Freyberg-Brauerei sowie daneben die Genzmer Brücke.
Friedhof mit Arkaden
Wer gern auf Friedhöfen nach Motiven sucht, kommt auf dem Stadtgottesacker mit den typischen Arkaden auf seine Kosten. Auch der Südfriedhof mit der sehenswerten Kapelle lohnt einen Besuch.
Wieder Richtung Innenstadt könnte das Steintor die nächste fotografische Station sein. Die Fassade des ältesten noch bespielten Varietés Deutschland ist zwar so prickelnd nicht. Doch spritzig ist dafür das Wasserspiel daneben. Durch einen Durchgang geht es zum neuen Uni-Campus. Hier hat Mahatma Gandhi einen wachsamen Blick aufs studentische Treiben. In der Nähe befindet sich mit der Ludwig-Wucherer-Straße ein echter Hotspot. Genau zu dem Zeitpunkt nämlich, wenn in Richtung Reileck die Sonne untergeht. Dann wimmelt es auf der Straßenmitte nur so von Fotografen. Wer nicht aufs Abendrot warten will, kann im Paulusviertel seinen Kameraspeicher füllen. Zu den am meisten abgelichteten Motiven gehört die Pauluskirche.
Tier-Kolosse aus Stein
Das Giebichenstein-Viertel ist die nächste Empfehlung. Hier wartet die Burg Giebichenstein auf Fotografen. 961 wurde die Burg erstmals urkundlich erwähnt. Heute stehen von der Oberburg nur noch einige Mauern. Jedoch wurde der Ort vor Jahren zum Freiluftmuseum gestaltet. Von oben kann der Blick über die Saale schweifen. Und über die stark frequentierte Giebichensteinbrücke. Sie ist die Verbindung zum Stadtteil Kröllwitz. Links und rechts des Hauptbogens stehen zwei monumentale Tierfiguren aus Stein. Das Pferd symbolisiert die Stadt, die Kuh das Land. Beim Hochwasser 2013 stand die Saale so hoch, dass das Pferd aus den Fluten hätte trinken können.
Kunst-See mit Fontäne
Wo die Einwohner der Saalestadt gern spazieren gehen, soll der letzte Tipp für fotogene Ecken in Halle sein. Zu den Lieblingsplätzen gehört neben der Peißnitzinsel die Ziegelwiese. Alte Bäume und schöne Liegeflächen sind hier zu finden. Auch Skulpturen sowie ein künstlich angelegter See mit Fontäne. Von weitem lugt die Lehmannsche Villa zwischen Bäumen hervor. Schön sind auch die Ausblicke durch Brückenpfeiler hindurch auf die Saale. Manchmal kommen Boote vorbei.
Die Saale und ihre Nebenarme bieten in Halle viel Interessantes zum Fotografieren. Unter anderem gelangt man auch zu dem Ort, welcher einstmals für den Reichtum der Stadt sorgte – die Saline.
Wer in Halle auf der Suche nach sehenswerten Graffiti ist, findet meine Streetart-Tour-Empfehlung hier. Wenn zeitlich noch Reserven sind, könnte man noch auf einer zweiten Route durch die Stadt streifen.
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