Augen auf im Straßenverkehr! Das lernen schon die Kinder. Doch mitunter scheint man seinen Augen nicht zu trauen, was man auf manchem Verkehrszeichen so sieht. Da hat sich etwa ein korpulenter Ringer einen weißen Balken als Trainingsgerät ausgesucht. Oder beim „Eingeschränkten Halteverbot“-Zeichen wird der rote Balken Bestandteil eines festen Händedrucks. Solche Verkehrsschilder zum Schmunzeln findet man allerorten in Florenz. Man muss nur die Augen offen halten.
Pfeil durchbohrt Herz
Erst fielen sie mir beim Schlendern durch Florenz gar nicht auf. Doch nachdem ich zufällig ein blaues Hinweisschild mit einem roten Herzen entdeckte, das von einem weißen Pfeil durchbohrt wird, wurde es fast schon eine Sucht. Ich suchte an den Straßenrändern nach diesen amüsanten Schildern, um sie zu fotografieren. Und da hatte ich wirklich reichlich zu tun. Denn es gibt eine Menge Verkehrsschilder zum Schmunzeln in Florenz. Und auch sonst viele sehenswerte Arbeiten von Streetart-Künstlern.
Beginnen will ich mit den gestalteten Verkehrzeichen, weil sie mir in Florenz zuerst aufgefallen sind. Nun ist es sicherlich nicht rechtens, solche wichtigen Zeichen, die ja nicht ohne Grund auf den Straßen stehen, zu „verzieren“. Doch schmunzeln muss man als Fußgänger allemal.
Liebeskranker Postbote sucht Halt
Dieses Schmunzeln ist in dem Falle Clet Abraham zu danken. Der 1966 in der Bretagne geborene Künstler war schon in Städten wie Paris, Barcelona, Berlin, Rom und Mailand auf dieser Schiene aktiv. Und eben auch in seiner Wahlstadt Florenz, wo der Streetart-Künstler mit seinen frechen Aufklebern den Verkehrsschildern humorvolle Aussagen verpasst, ohne ihnen die Bedeutung für den Straßenverkehr zu nehmen.
Da tut sich auf einem „Durchgang-Verboten“-Schild eine Maus am Käse (weißer Balken) gütlich, während dahinter schon die Katze lauert. Auf einem anderen Schild versucht ein Einbrecher im Schutz des weißen Balkens einen Schlüssel ins Schloss zu schieben. Ebenso nützlich ist der Balken auch für einen Hund, der ihn anpinkelt, für einen liebeskranken Postboten als Stütze und für einen sich ausruhenden Carabinieri. Witzig ist auch die Idee mit dem faulen König, der sich auf dem Balken von vier Dienern rumschleppen lässt. Auch eine der berühmtesten Statuen von Florenz wird zur Streetart. Clet Abraham lässt den muskulären Jüngling auf dem Schild einen Balken tragen.
Schnelligkeit ist wichtig
Diese Verkehrsschilder zum Schmunzeln sind Kunstobjekte. Sie entstehen in Abrahams Werkstatt. Richtiger gesagt entwirft er dort die Vinyl-Aufkleber, schneidet die Vorlagen zu und klebt sie in einer Nacht-und-Nebelaktion auf die vorher ausgemachten Verkehrszeichen. Schnelligkeit ist angesagt, denn auch wenn die Wirkung für den Betrachter ganz amüsant ist, so ist das Bekleben doch verboten. Aber mich haben diese Ergebnisse sehr erheitert. Hier zeige ich einige Beispiele.
Venus mit Tauchermaske
Eine andere, nicht minder interessante Streetart-Form in Florenz sind die Paste-Ups von Blub. Wer sich hinter dem Kunstnamen verbirgt, ist mir nicht bekannt. Aber ich habe seine Arbeiten an etlichen Hauswänden der Stadt entdeckt und fotografiert. Das Besondere an seinen Arbeiten – er holt berühmte Figuren aus den Museen auf die Straße. Und dort sind sie für lau von jedermann zu bewundern. Wie etwa Da Vincis Mona Lisa, Jan Vermeers Mädchen mit dem Perlenohrring oder Raffaels süßer Engel auf dem Gemälde Sixtinische Madonna. Auch prominente Personen schauen von Blubs Paste-Ups den Betrachter an. Da ist Dali zu sehen. Oder Galileo. Und alle Porträtierten verbindet ein Merkmal. Jeder hat eine Taucherbrille auf. So trägt Blubs amüsante Serie denn auch den Titel „Die Kunst kann schwimmen“.
Arbeiten eines weiteren anonymen Streetart-Künstlers – die Szene nennt ihn oder sie K. – sind ebenfalls auf Schritt und Tritt in Florenz zu sehen. K. malt auf die Hauswände schwarze Strichmännchen. Sie scheinen ständig in Bewegung. Mal fliegen sie mit einem roten Ballon davon, mal himmeln sie ein knallrotes Herz an.
Und auch das gibt es in Florenz zu entdecken. Viel Spaß beim Suchen und Amüsieren.
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