Tempel, Tee und Tropengärten – Kulturtouristen und Naturfreunde finden im bergigen Zentrum Sri Lankas die Balance zwischen Entdecken und Erholen. Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Inselstaates im Indischen Ozean gehört der Dambulla-Höhlentempel. An dessen Eingang grüßt ein goldener Riesen-Buddha die Besucher.
Hinter Planen versteckt
Die Wolkenmädchen von Sigiriya schlafen noch. Wir wollen sie wecken. Kurz nach sechs machen wir uns auf den Weg. Als wir den Bus verlassen, wabert noch der Morgennebel um den grau-braun-gescheckten Felsklotz im bergigen Zentrum Sri Lankas. Senkrecht wächst der Monolith vor uns in den Himmel. Stattliche 200 Meter hoch. Dort hinauf soll es also gehen. Wir haben allerdings keine Ahnung wie.
Der erste Abschnitt führt über steile Stufen. Kräftezehrende 1.860 sollen es bis zum Gipfel sein. Mal aus Stein, mal aus Eisen. Mal gerade, mal gewunden. Das kann ja heiter werden, ahnen wir. Ab und an durchqueren wir bizarre Felstore. Noch spendet das dichte Blätterdach riesiger Bäume Schatten. Zwei Burschen wuseln um unsere Gruppe. Hilfsbereit reichen sie mal hier, mal da den Aufsteigenden die Hände. Es ist schwül. Der Schweiß rinnt schon. Manchem Gipfelstürmer droht die Puste auszugehen. Immer öfter setzen wir die Wasserflaschen an. Zum Glück haben alle an die Kopfbedeckung gedacht.
Auf Eisenleitern in den Himmel
Dann, auf halbem Weg zum Gipfel, stehen wir vor einem Felsüberhang. Braune Planen verdecken, was sich dahinter verbirgt. Wir ahnen es. Es sind die rund 1.500 Jahre alten berühmten Fresken. Die Wolkenmädchen. Doch erst mal dürfen wir nicht zu ihnen. Der Wärter schüttelt energisch den Kopf. Eine halbe Stunde sollen wir noch warten.
Wir nutzen die Zeit und klettern auf Eisenleitern weiter in den Himmel. Ein ziemlich abenteuerliches wie mühsames Unterfangen. Das Lärmen der Zikaden begleitet uns. Ebenso eine anhängliche Affenherde. Die Tiere balancieren keck auf dem Geländer. Neugierig schauen sie zu uns rüber. Doch bei uns gibt es nichts zu holen. Das haben die flinken Tiere schnell mitgekriegt. Und so belassen sie es bei der Beobachtung.
Dichter Baumteppich
Endlich setzen wir die Füße auf das Flunder platte Gipfelplateau des Weltkulturerbes. Wir streifen durch die Überbleibsel eines Palastes. Die historische Anlage diente König Kashyapa im 5. Jahrhundert als Festung. Mehr noch als die Ruinen und das aus dem Fels geschlagene große Wasserbecken begeistert uns der phantastische Panoramablick. Es soll wohl die beste Aussicht sein in ganz Sri Lanka. Unsere Blicke schweifen über den dichten Baumteppich zu unseren Füßen. Dann wandern sie zum Nachbarfelsen Pidurangala Rock. Während wir den Ausblick genießen, fächelt uns der Wind ein wenig Erfrischung zu.
Zeichnungen im Fels
Dann ist Zeit für die Wolkenmädchen. Einen kurzen Abstieg später strahlt uns die Hauptattraktion von Sigiriya unter dem Felsüberhang entgegen. Wir dürfen die barbusigen Schönen sogar fotografieren. Inzwischen soll das Touristen wohl verboten sein. Die Mädels erinnern uns irgendwie an die Apsaras aus der buddhistischen und hinduistischen Mythologie. Ursprünglich waren es auf dem Fels mal 500 Zeichnungen. Die Zeit überdauert haben nur 22. Aber die sind schön wirklich anzusehen. Wir jedenfalls erfreuen uns an den mit Ketten, Armreifen und Kopfschmuck üppig ausgestatteten Fresken-Mädchen. Die scheinen auf Wolken zu schweben. Später, beim Abstieg und Passieren des Kobrafelsens, schwärmen wir noch immer von dem Anblick.
Riesiger liegender Buddha
Die Besichtigung des historisch bedeutsamen Steinkolosses ist ein Höhepunkt unserer einwöchigen Rundreise durch das „Kulturelle Dreieck“ Sri Lankas. Wer den Weg findet von den Palmen bestandenen Stränden mitten ins tropische Inselherz, der erlebt nicht nur üppige Urwälder wie aus dem Dschungelbuch. Zum landschaftlichen Reichtum mischen sich imposante Kulturschätze. Dazu zählen die Ruinenstadt Polonnaruwa. Aber auch über 2.000 Jahre alte Höhlentempel und antike Königsstädte wie Kandy im bergigen Zentrum Sri Lankas.
Polonnarua war einst die Hauptstadt des singhalesischen Königreichs. Die Überreste der Palastanlage, die seit 1982 zum Weltkulturerbe gehört, lassen uns die einstige Pracht erahnen. Beeindruckt sind wir vor allem vom Felsentempel Gal Vihara. Das Meisterwerk der buddhistischen Kunst wurde aus einem Felsen gemeißelt. Sehenswert sind die vier riesigen Buddha-Statuen. Der liegende Buddha beispielsweise ist 14 Meter lang. Wir staunen. Wir fühlen uns ziemlich klein. Aber wir machen Fotos.
Zahn im Goldbehälter
Jetzt zieht es uns nach Kandy. Die Stadt liegt im bergigen Zentrum Sri Lankas. In knapp 500 Meter Höhe. Was wir sofort als wohltuend empfinden. Denn hier ist es nicht so warm und schwül. Wir genießen es. Den Kandy Lake lassen wir links liegen. Der interessiert uns jetzt weniger. Ziel unseres Ausflugs ist der Zahntempel. Hier soll eine der bedeutendsten Reliquien des Landes deponiert sein. Und zwar der obere linke Eckzahn von Buddha.
Wir sind neugierig. Deshalb tauchen wir ein in des Meer der Pilger und Besucher. Erwartungsfroh lassen wir uns von der Menge treiben. Vorbei geht es an dem markanten achteckigen Turm. Rein in das dreigeschossige Gebäude mit dem prächtigen Eingangsbereich. Rauf in die dritte Etage. Hier befindet sich der Schrein mit dem heiligen Zahn. Die Schlange der Blumen spendenden Besucher scheint nicht abzureißen. Wir allerdings reihen uns nicht ein. Sondern versuchen aus der Entfernung über die Köpfe der Pilger einen Blick zu erhaschen. Sehen können wir die Reliquie jedoch nicht. Nur einen goldenen Behälter. In der soll der Zahn ruhen. Dafür bewundern wir anschließend in der wichtigen Pilgerstätte mit den Türmchen und dem Golddach die Buddha-Figuren und Wanddekorationen.
Flughunde nicht erschrecken
Von Kandy, der geräuschvollen letzten Königsstadt, brechen wir nun auf in südliche Richtung. Nächste Station auf der Fahrt durch die Zentralregion ist der 80 Hektar große Königliche Botanische Garten in Peradeniya. Hier beobachten wir Kolonien von Flughunden. Die hängen kopfüber an den Ästen stattlicher Bäume. Und sie schaukeln im Schlaf wie reife Früchte im Wind. Unwillkürlich dämpfen wir unsere Gespräche. Denn niemand von uns will die Tiere erschrecken. Nachdem wir im Orchideenhaus an exotischen Blüten geschnuppert haben, machen wir Rast unter der gewaltigen Krone eines Banyanbaums. So einen Riesen hat noch keiner von uns gesehen. 2000 Quadratmeter Fläche bedeckt dieses knochige Exemplar. Ein imposanter Anblick, wie die armstarken Luftwurzeln über den Boden kriechen. Dazwischen machen wir es uns bequem.
Feiern unterm Riesenbaum
Unterm Schattenspender ist grad jede Menge los. Mit uns rasten hier noch etliche festlich gekleidete Mütter mit ihren Kindern. Sie bereiten sich auf eine Schulfeier vor. Einige Mädchen halten Kerzen in den Händen. Andere schwenken erwartungsfroh Fahnen in den Landesfarben. Bevor es los geht mit der Feierlichkeit, bringen Mütter ihre Kinder zu uns. Wir sollen sie fotografieren. Dass wir Ihnen kein Polaroid-Foto liefen können, stört sie nicht. Es reicht, dass sie den Nachwuchs auf unseren Displays sehen können. Die Freude ist jedesmal groß. Und auch der Stolz.
Später reden wir mit einigen über das Schulsystem von Sri Lanka und die Textilindustrie, über Religion und Edelsteine, die zu den Exportgütern der Insel gehören. Genau wie der Tee. Eine Teeplantage wird unser nächstes Ziel sein.
Im Teegarten der Götter
Der Weg führt weiter nach Süden. Wir fahren auf kurvenreichen Straßen. Dabei sind unsere Blicke gerichtet auf enge Schluchten, traumhafte Täler und Wasserfälle. Bald befinden wir uns mitten im Teegarten der Götter. Auf rund 233.000 Hektar wird Sri Lankas bekanntestes Exportgut angebaut. Endlos scheinende Plantagen säumen unseren Weg nach Nuwara Eliya. Das einst unbedeutende Dorf auf knapp 1.900 Meter Höhe wurde übrigens von den Briten wegen des angenehmen Klimas zum Luftkurort ausgebaut. Temperaturen um die 18 Grad lassen uns in der höchstgelegenen Stadt der Insel beinahe frösteln. Kein Wunder, dass wir im noblen St. Andrews Hotel beim Zubettgehen eine Wärmflasche unter der Decke vorfinden. Eine eher unerwartete Begegnung auf einer Tropeninsel.
Mühsamer Weg ins Paradies
Vorhersehbar dagegen ist, was uns Tage später in den über 2.000 Jahre alten Höhlentempeln in Dambulla im bergigen Sri Lanka erwartet: Buddhas ohne Ende natürlich. Dem ersten begegnen wir gleich am Eingang zum Goldenen Tempel. So wird das imposante Höhlensystem genannt, das seit 1991 zum Weltkulturerbe zählt. Es gilt zugleich als größter und besterhaltener buddhistischer Tempel des Inselstaates.
Milde lächelt das goldfarben angemalte XXL-Exemplar zu uns herab. Wohl wissend, dass die Wege ins Paradies mühsam sind. So auch der Aufstieg zu den fünf Höhlen. Der ist zwar gepflastert, doch kein Baum ist da, der uns vor der Nachmittagssonne schützt. Während wir auf den 1.500 Meter hohen Felsrücken kraxeln, beneiden wir die Mönche in ihren orangefarbenen und weinroten Gewändern. Die kommen uns unter aufgespannten Regenschirmen entgegen. Manche freuen sich, dass wir sie fotografieren wollen.
Kunstvolle Fresken
Wohltuende Kühle empfängt uns in den Höhlentempeln. Deren Wände sind mit kunstvollen buddhistischen Fresken bedeckt. 150 farbenprächtige Buddha-Statuen in verschiedenen Größen sind in den Gewölben versammelt. In denen lebten bereits vor über zwei Jahrtausenden Mönche. Was wir hier sehen, beeindruckt uns. Genauso, wie Tage zuvor die Wolkenmädchen von Sigiriya. Sie sind jetzt nicht mal 20 Kilometer von uns entfernt. Wahrscheinlich bringt sie der aufmerksame Wärter grad zu Bett. Und zieht die Planen zu. Damit sie ihre Ruhe haben vor den Touristen. Allerdings nur bis zum nächsten Tag.
Weitere Motive – entdeckt im bergigen Zentrum Sri Lankas: Bauern bei der Arbeit und eine kleine Elefantenherde.
Wichtige Informationen über Sri Lanka hält das Auswärtige Amt bereit.
An die Rundreise durch Sri Lankas Mitte hängen wir noch eine einwöchige Bustour durch Indien dran.
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