Dieser Löwe vor dem Herzöglichen Museum hat das Barock-Schloss Friedenstein in Gotha fest im Blick. Schließlich sollen sich hinter den jahrhundertealten Mauern barocke Schätze verbergen. Und da kann ein wachsamer Blick nicht schaden.
Prunkvolles Ambiente
Das hätte ich wirklich nicht gedacht. Diese Pracht. Diese Üppigkeit, fast schon schwülstig. Das Auge fand kaum Halt, denn so viel gab es zu sehen. Tolle Wanddekorationen und üppig gestaltete Decken. Kostbare Möbel und Gemälde. Irgendwie hatte ich Angst, etwas zu übersehen im Barock-Schloss Friedenstein in Gotha. Deshalb verharrte ich immer wieder und genoss, was ich sah.
Bis vor kurzem wusste ich noch gar nichts von der Existenz dieses Juwels. Bis ich hörte, dass die fünf vor 40 Jahren geraubten Gemälde wiedergefunden und in die kostbaren Sammlungen des Museums eingereiht wurden. Als ich dann auch noch Fotos von dem prächtigen Festsaal des barocken Schlosses sah, stand mein Entschluss fest. Meine Kurzreise nach Erfurt verknüpfte ich kurzerhand mit einem Abstecher zum barocken Schloss in Thüringen. Um ungestört Fotos machen zu können, wählte ich die besuchsarme Zeit im Spätherbst.
Die Nase voll vom Krieg
Im Zug war Gelegenheit, ein bisschen nachzulesen über den größten Schlossbau Deutschlands im 17. Jahrhundert. Und da sind wir auch schon am Beginn der Geschichte von Schloss Friedenstein, das von 1643 bis 1654 auf den Überresten der Burg Grimmenstein entstand. Auftraggeber war Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha, auch bekannt als Ernst der Fromme. Weil er angeblich die Nase voll hatte von den Verwüstungen im 30-jährigen Krieg und weil er sich nach Frieden sehnte, soll der Herzog der frühbarocken Vierflügelanlage den sinnträchtigen Namen gegeben haben.
Gut zu Fuß vom Bahnhof erreichbar
So riesig hätte ich mir Schloss Friedenstein in Gotha nicht vorgestellt. Doch was braucht ein Herrscher in Thüringen so ein riesiges Objekt? Meine Frage wurde mir vom Personal vor Ort beantwortet. Nicht nur Wohn- und Geschäftsräume beherbergte damals das Objekt, sondern auch die Münze, das Zeughaus und natürlich Wirtschafts- und Verwaltungsräume. Auch eine Kirche und das Ekhof-Theater. Aber dazu später.
Übrigens: Vom Gothaer Bahnhof aus ist Schloss Friedenstein gut zu Fuß zu erreichen. Etwa 15 Minuten habe ich benötigt. Es geht leicht bergauf. Was später von Vorteil ist. Nämlich dann, wenn man aus einem der Schlossfenster schaut. Da hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt.
Jede Menge Foto-Motive
An der Kasse zahlte ich fünf Euro für die Fotoerlaubnis. Und das Geld war gut angelegt. Denn Foto-Motive gibt es in den für Besucher zugänglichen Bereichen jede Menge. Langsam schlenderte ich von einem Durchgangszimmer zum nächsten. Da war die gedeckte Tafel im Großen Rokokosaal, das Audienzzimmer mit der bombastischen Decke, die aussah, als hätte man Kordeln angebracht. Auch das Napoleonzimmer mit dem eleganten Bett unter dem weißen Baldachin war ein Hingucker. Nur schade, dass die einst prunkvollen Zimmer im Obergeschoss nicht zu besichtigen waren. Die werden grad saniert. Das wird mindestens zehn Jahre dauern, sagte man mir.
Prunkvoller Festsaal
Die lange Zimmerflucht schien einem Höhepunkt zuzustreben. Und so war es dann auch. Plötzlich stand ich im Festsaal. Der Begriff Festsaal beschreibt nicht im mindesten das, was dort zu sehen ist. Wenn da einem der Mund offen bleibt vor Stauen, muss man sich nicht schämen. Hier sind einige Fotos. Bilde dir selbst ein Urteil. Noch besser aber ist, sich vor Ort diese barocke Pracht anzuschauen.
Einzigartiges Theater
Ein anderes Juwel von Schloss Friedenstein in Gotha ist zweifellos das Ekhof Theater. Es befindet ich im Westturm des weitläufigen Gebäude-Ensembles und ist eines der ältesten bespielten Theater in Deutschland. Besonders stolz ist die Stiftung auf die einzige noch vollständig erhalten gebliebene Bühnenmaschinerie des Barocks. Das Jahr 1685 wird bei einem kleinen Vortrag per Band im Theater genannt. Und auch über die Bedeutung dieses Kleinods wird gesprochen. Und dass jährlich hier das Ekhof-Festival stattfindet.
Zu sehen gibt es im Schloss noch eine Vielzahl wertvoller Exponate.
Noch eine Museumsrunde
Und wem das noch nicht genügt, der kann sich im gleich über die Straße liegenden Herzöglichen Museum noch eine Menge kostbarer Ausstellungsgegenstände und Gemälde, beispielsweise von Lucas Cranach, Rubens, Caspar David Friedrich, anschauen. Oder die Ägyptische Sammlung. Oder die japanischen Lackobjekte. Dazu braucht man jedoch Zeit. Die hatte ich an diesem Tag nicht, denn mein Rundgang durchs Schloss dauerte länger als erwartet. Und für das Museum blieb mir bis zu seiner Schließung nur eine Viertelstunde. Was heißt, ich werde wiederkommen zum Barock-Schloss Friedenstein in Gotha.
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