Das Alte Rathaus in Bamberg gehört wahrscheinlich zu den am meisten fotografierten Gebäuden der idyllischen Stadt in Oberfranken. Gleich um die Ecke meines Hotels gelegen, begann hier auf historischem Pflaster mein Bummel durchs beschauliche Bamberg. Dessen Altstadt gehört seit 1993 zum Unesco-Weltkulturerbe.
Stadt auf sieben Hügeln
Vielleicht hätte ich mich nie auf den Weg nach Bamberg gemacht, wenn diese Bilder nicht gewesen wären. Meine Freundin hatte mir aufs Handy Fotos von ihrer Flusskreuzfahrt geschickt. Altes Fachwerk war zu sehen, romantische Häuschen am Fluss mit Blumenrabatten, verträumte Gässchen und ein geschichtsträchtiger Dom. Und auch dieser kurios anmutende Bau, der einen Flussarm trennt und der den Eindruck erweckt, der nächste starker Sturm könnte das Fachwerk flugs ins Wasser befördern. „Liebe Grüße aus Bamberg“, schrieb die Freundin, die nicht ahnte, dass sie mit diesen Bildern meine Neugier weckte. Die Neugier auf das rund 77 600 Einwohner zählende Städtchen in Oberfranken, das nur eineinhalb Fahrstunden mit dem Zug von Halle entfernt liegt.
Eines – so las ich vor der Fahrt – hat das kleine Bamberg mit dem großen Rom gemein: Denn beide Städte wurden auf sieben Hügeln gebaut. Was mich bewog, vorsorglich mein bequemstes Schuhwerk rauszukramen. Das hat sich auf dem mittelalterlichen Pflaster und den doch recht beachtlichen Anstiegen bestens bewährte.
Kurioses Rathaus im Fluss
Mein Bummel durch Bamberg, dessen Geschichte sich übrigens bis ins Jahr 902 zurückverfolgen lässt, begann ohne Schweißperlen auf der Stirn. Nur fünf Gehminuten von meinem Hotel entfernt stand ich vor dem Gebäude, auf das ich mich am meisten gefreut hatte – das Alte Rathaus. Eine farbenfrohe Fassadenmalerei schmückt das von der Gotik beeinflusste Haus. Zu dem gibt es eine nette Legende. Die erzählt, der damalige Bischof von Bamberg hätte den Bürgern der Stadt keinen Platz für den Bau ihres Rathauses zugestehen wollen. Doch die Bamberger ließen sich nicht schrecken und zeigten sich erfinderisch. Sie rammten einfach Pfähle in die Regnitz, die Bamberg in den bischöflichen Berg und die bürgerliche Inselstadt teilt. Und schufen somit eine künstliche Insel. Auf der errichteten sie ihr Rathaus.
Diese Geschichte über die cleveren Leute gefällt mir. Ich hörte sie übrigens von einem Reiseführer, der mit seiner Touristengruppe am steinernen Geländer der Oberen Brücke stand. Und der die Aufmerksamkeit auf eine Besonderheit der mit Fresken bemalten Fassade lenkte. Denn eine Putte streckt keck ihr Beinchen aus dem Mauerwerk.
Anbau scheint zu schweben
Weil ich das Brücken-Rathaus aus einer anderen Perspektive sehen und vor allem fotografieren wollte, ging ich zur gegenüber liegenden Geyerswörthbrücke. Eine gute Wahl, denn von hier hatte ich das bekannte Wahrzeichen von Bamberg voll im Blick. Sowie auch das 1668 angebaute Rottmeisterhaus. Das Fachwerkgebäude scheint über der Regnitz zu schweben. Das ist wohl auch ein Grund dafür, weshalb der Gebäudekomplex auf den Betrachter ziemlich skurril wirkt.
Rätselhafter Bamberger Reiter
Nachdem ich mir Bambergs kurioses Wahrzeichen angeschaut hatte, war ich neugierig auf eine weitere Berühmtheit der Stadt. Mein Weg führte mich also schnurstracks zum Dom. Auf der steilen Treppe und dem mittelalterlichen Pflaster des ansteigenden Domplatzes bestand mein rustikales Schuhwerk die erste Bewährungsprobe.
Der Dom, mit seinen vier Türmen das beherrschende Bauwerk der Altstadt, beherbergt das Grab des einzigen heilig gesprochenen Kaiserpaares Kunigunde und Heinrich II. sowie das einzige Papstgrab nördlich der Alpen. Beides konnte ich mir, weil gerade saniert wurde, nicht anschauen. Den legendären Bamberger Reiter am Nordwestpfeiler des östlichen Chores jedoch schon. Ein bisschen war ich enttäuscht, weil ich mit die Figur größer vorgestellt hatte. Was letztlich aber meiner Begeisterung für die Skulptur mit der rätselhaften Herkunft keinen Abbruch tat. Ursprünglich soll das Reiterstandbild aus dem 13. Jahrhundert bunt bemalt gewesen sein, doch auch im jetzigen Zustand ist es schön anzusehen.
Fratzen an der Gewölbedecke
Auch sonst lohnt es, für den Dom-Besuch einige Zeit einzuplanen. Neben all dem Sehenswerten gefiel mir beispielsweise der Riemenschneideraltar im nördlichen Seitenschiff. Auch den verblichenen Bemalungen an den Säulen sollte man seine Aufmerksamkeit schenken. Und wer nach oben schaut, der wird Fratzen mit rausgestreckter Zunge entdecken. Zur Herkunft gibt es einige Legenden. Nach einer sollen Handwerker nach Abschluss der Arbeiten die Fratzen an die Decke gemalt haben, weil sie sauer waren wegen der geringen Bezahlung. Über so viel Teufelswerk am heiligen Ort werden sich wohl der damalige Bischof und seine zahlreichen Nachfolger schwarz geärgert haben.
Wem Zeit und Muse fehlen für den Dom-Besuch, der sollte sich zumindest das Fürstenportal aus dem 13. Jahrhundert anschauen. Weil es sehr dekorativ ist. Es ist eins der vier Hauptportale des Bamberger Doms und befindet sich am nördlichen Seitenschiff. Noch ein Foto, dann kann der Bummel durch Bamberg weiter gehen.
Königspaar grüßt von der Pforte
Ein paar Schritte vom Dom wartet die Alte Hofhaltung. Der Renaissancebau an der Westseite des Doms gelegen diente einst als Wohnstätte der Bischöfe. Heute beherbergt sie ein kleines Museum, welches ich mir angeschaut habe. Die Exponate beleuchten die Geschichte der Region. Beeindruckt hat mich außen die „Schöne Pforte“ mit ihrem Relief. Sie soll einst der Eingang zur Bischofspfalz gewesen sein. Die Plastiken zeigen unter anderem das historische Kaiserpaar Kunigunde und Heinrich II.
Prachtvoller Kaisersaal
Ebenfalls nur einen Steinwurf entfernt, da wartet auf dem Domberg ein weiteres Highlight der Stadt: die Neue Residenz. Sie war bis 1802 Sitz der Bamberger Fürstbischöfe. 40 Prunkräume beherbergt das Objekt. Neben der sehenswerten Ausstellung altdeutscher und barocker Gemälde, ist ein Blick in den Kaisersaal im oberen Geschoss zu empfehlen.
Frisch renoviert, während meines Besuchs noch mit letzten Gerüsten in der Mitte, begeisterte mich der üppig mit Fresken bemalte Raum. Die ganze Pracht wird von gewaltigen Kronleuchtern unterstrichen. Jeder dieser dekorativen Kristalllüster wurde während der Arbeiten in jeweils 50 000 Einzelteile zerlegt, gereinigt und wieder zusammengesetzt. Erzählte mir das Museumspersonal. Ich hatte Glück und kam rechtzeitig grad zu einer Beleuchtungsprobe. Das künstliche Licht brachte die Farben an Decke und Wänden noch mehr zum Strahlen.
Gefallen haben mir auch die Kurfürstenzimmer und das fürstbischöfliche Appartement. Das untere Foto zeigt übrigens einen Raum der ansprechenden Gemäldegalerie. Wer an der Museumskasse eine Fotoerlaubnis erwirbt, kann die ganze Pracht im Gebäude für Daheim festhalten.
Schönheiten im Rosengarten
Nach so viel barockem Glanz zog es mich wieder ins Sonnenlicht. Wo könnte man besser entspannen, als im angrenzenden Rosengarten? Etwa 50 Sorten, so erzählte der Gärtner, wachsen hier auf rund 3 500 Quadratmetern. Sie tragen Namen wie Charisma, Feuerzauber, Goldmarie und Polarstern. Und Sutters Gold, übrigens des Gärtners Liebling, wie er verriet. Weil die goldgelbe Edelrose noch im Oktober blüht, wenn den anderen Sorten längst die Kraft ausgegangen ist. Und weil sie herrlich duften.
Das Blütenmeer im Garten ist durch ein Vier-Wege-Kreuz gegliedert. Alle Wege führen in die Gartenmitte zu einem Rundbrunnen. Auf Bänken ringsum kann man im Schatten der Bäume ausruhen und die Farbenpracht und die Ruhe genießen. Oder der Besucher kehrt ein in die kleine Cafeteria.
Rast im süßen „Zuckerstück“
Für die Einkehr hatte ich mir allerdings schon im Vorfeld das Café „Zuckerstück“ unterhalb des Dombergs ausgesucht. Es ist genauso süß wie sein Name vermuten lässt. Fast alles, was der Gast im hübsch dekorierten Raum sieht, kann er käuflich erwerben. Der Cappuccino im „Zuckerstück“ war schön stark. Er machte mich wieder fit für den weiteren Bummel durchs beschauliche Bamberg.
Sehenswertes Klein Venedig
Die nächste Ziel war Klein Venedig, eine alte Fischersiedlung. Die Häuser, die man sich am besten vom gegenüberliegenden Ufer der Regnitz anschauen und von dort auch gut fotografieren kann, stammen überwiegend aus dem 17. Jahrhundert. Jedes Jahr im August findet vor dieser Kulisse das traditionelle Fischerstechen statt.
Die dicht gedrängten Fachwerkbauten mit den kleinen Vorgärten sehen echt puppig aus. Sie reihen sich wie Perlen an einer Schnur und sind in der warmen Jahreszeit dekoriert mit bunten Blumen. Man kann übrigens auch mit dem Ausflugsboot oder der Gondel an Klein Venedig vorbei fahren.
Schmucke Stadt
Einige hundert Meter am Fluss entlang spaziert, und schon ist man wieder im historischen Stadtkern. Beim Mäandern durch die Straßen gefallen die vielen liebevollen Details an den Häusern sowie die zahlreichen Skulpturen auf den Plätzen. Toll auch die kleinen Geschäfte. Überall gibt es was zum Schauen und Staunen. Und zünftige Restaurants und Kneipen laden allerorten zur Einkehr ein.
Im Mohren-Haus etwa findet man viele kleine Mitbringsels. Im Parterre kann der Besucher sich an einer dekorative Apotheken-Ausstattung erfreuen. Ich danke der netten Verkäuferin, weil sie mir das Fotografieren gestattete.
Ab und an ein Blick nach unten
Beim Bummel durch Bambergs Gässchen sollte der Spaziergänger seine Blicke auch nach unten lenken, weil man auf dem Kopfsteinpflaster stolpern könnte. Die Häuschen, mehrere Jahrhunderte alt, sind mitunter recht windschief, aber immer mit ordentlichem Farbanstrich, schönen Dekoren und bunten Blumen geschmückt. Wenn ich das hervorstechendste Charakteristikum für den historischen Altstadtkern von Bamberg benennen sollte, fiele mir ein Wort ein: gemütlich.
Über sieben Brücken oder mehr?
Was ich beim Bummel durchs beschauliche Bamberg feststellte: Die Stadt hat gefühlt 100 Brücken. Was sicher übertrieben ist, aber eine ganze Menge dieser Flussüberspanner habe ich gesehen und überquert. Vielleicht kennt jemand die genaue Zahl. Für eine Information wäre ich dankbar.
Willkommen in der Hölle
Auf der Suche nach dem berühmtesten Türknauf Bambergs – das Gesicht des Apfelweiblas in der Eisgrube 14 – landete ich plötzlich in der Hölle. Wirklich, so heißt eine kleine Gasse in der Stadt. Das Haus Nummer 7 war übrigens mal ein Gefängnis. Wohnen kann man in der Hölle auch: Hier werden Ferienwohnungen vermietet.
Prachtvolle Kirchen
Wem es ein bisschen gruselt in der Hölle, der geht einfach ein paar Schritte weiter. Praktischerweise liegt eine der Bambacher Kirchen gleich nebenan. Den Kirchen einen Besuch abzustatten, ist ohnehin keine schlechte Idee. Die Gotteshäuser der Stadt sind opulent ausgestattet. Begeistert haben mich die Obere Pfarrkirche und die Stadtpfarrkirche St. Martin am Grünen Markt.
Bunte Überraschung zum Abschied
Eine besondere Überraschung beim Bummel durchs beschauliche Bamberg gab es dann noch zum Abschied in einer kleinen Straße. Zwischen den Häusern waren Seile gespannt. An denen baumelten bunte Regenschirme. Gelegenheit für ein Abschiedsfoto.
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