Diese Fassade habe ich in Riga entdeckt. Ihr Anblick hat mich total umgehauen. Der Bauingenieur und Architekt Michail Ossipowitsch Eisenstein hat dieses Kleinod geschaffen – ein Meister des Jugendstils. Doch Gebäudehüllen müssen nicht immer so überbordend gestaltet sein wie an diesem Jugendstil-Hingucker. Denn ob aus Stein, Holz, Glas, oder Materialmix, ob denkmalgeschützt oder hypermodern, ob solitär oder im Gebäudeverbund – allerorten findet man sehenswerte Fassaden. Und sie haben in vielen Fällen unsere Aufmerksamkeit verdient.
Schöne Schokoladenseiten!
Was bei uns Menschen die Kleidung ist, sind bei den Gebäuden die Fassaden. Mal sind die Außenhüllen dezent und unauffällig. Mal schieben sie sich durch gestalterische Finessen in den Vordergrund. Spannung wird vielfach erzeugt durch die interessante Kombination von Formen, Materialien und Farben. Gern wird heutzutage Glas als Baustoff für die Schokoladenseite der Gebäude eingesetzt. Denn damit lassen sich interessante Effekte erzielen. Und auch eine gewisse Leichtigkeit. Mich faszinieren Gebäude, in deren Außenhüllen sich benachbarte Häuser spiegeln. Wie beispielsweise beim Haas Haus am Stephansdom in Wien (Foto obere Reihe in der Mitte). Auch in meiner Heimatstadt Halle wird ab und an auf Glas und Spiegelung gesetzt, wie das Bild rechts neben dem Haas Haus beweist. Oder das Foto in der zweiten Reihe links, das nahe dem Markt entstand.
Buntes Gebäude-Puzzle in Holland
Eine der für mich außergewöhnlichsten Fassaden konnte ich in den Niederlanden fotografieren. In einer Zeitschrift hatte ich das aus typischen Holländer-Häusern zusammen gepuzzelte Gebäude (untere Foto-Reihe links) gesehen. Ich wollte es mir unbedingt in natura anschauen und natürlich auch fotografieren. Und weil es ein Inntel Hotel in Zaandam nahe Amsterdam ist, habe ich kurzerhand eingecheckt. Die Hotelzimmer übrigens sind originell eingerichtet. Beim Frühstück kann man neben einem Wasserfall sitzen, der vor dem Fenster rauscht.
Das Foto daneben – mit den drei Händen vor blauer Glasfassade – habe ich in Seoul aufgenommen. Den Palast der Winde in Jaipur (Indien) hast du sicher erkannt. Aus den 953 vergitterten Fenstern konnten die Haremsdamen das Treiben auf der Straße beobachten, ohne selbst gesehen zu werden.
Schlichte Fassaden können durch Licht zu echten Hinguckern werden. Das beweist das Bild unten rechts. Zu sehen ist eine Fassade der Franckenschen Stiftungen in Halle, die während eines Lichtspektakels eine völlig andere Optik erhält.
Renaissance vom Feinsten
Eine Augenweide in Erfurts Altstadt ist das Haus zum Breiten Herd. Das Bürgerhaus am Fischmarkt gehört zu den prächtigsten Renaissancebauten der thüringischen Landeshauptstadt. Der üppige Fassadenschmuck erhält seine Krönung durch das so genannte Fünf-Sinne-Fries. Es ist im unteren Teil des Fotos zu besichtigen. Im Parterre des Gebäudes befindet sich ein großes Restaurant. Dessen Besuch lohnt sich, weil es auch hier Interessantes zu sehen gibt. Und natürlich auch zu fotografieren. Für mich gehört das Haus zum Breiten Herd in Erfurt auf alle Fälle in die Rubrik sehenswerte Fassaden.
Faszinierendes Lichtspektakel
Beim Wettbewerb sehenswerte Fassaden will auch New York ganz vorn mitspielen. Es gibt in der Mega-City unzählige fotogene Gebäude. Am Time Square etwa übernehmen die Fassaden die Funktion großer leuchtender Werbe-Leinwände. Ein farbenfrohes Schauspiel, dem man sich nur schwer entziehen kann. Ich jedenfalls habe das nicht geschafft. Da sich mein Hotel ganz in der Nähe befand, spazierte ich jeden Abend in das Zentrum der Bewegung. Dort saß ich still auf der roten Treppe, um mir das faszinierende Lichtspektakel anzuschauen. Einfach atemberaubend.
Wenn ich aus all den von mir fotografierten Gebäuden einen Favoriten auswählen müsste, dann wäre es das Flatiron Building in New York. Das Haus mit der imposanten Form wie auch der sehenswerten Fassade ist mein absoluter Liebling. Seit vielen Jahren schon.
Alles strebt himmelwärts
Auch in Tokio streben die Häuser zum Himmel. Nicht unbedingt für jedermann ein Augenschmaus, aber die klaren Linien überzeugen mich.
Wo ein Haus tanzt
In Prag dagegen kann sich der Besucher auf Schritt und Tritt an den vielen historischen Fassaden erfreuen. Viel Jugendstil gibt es zu entdecken. Aber auch Freunde der Fassadenmalerei kommen in der Moldau-Stadt auf ihre Kosten. Und wer Freude hat an moderner und witziger Architektur, dem empfehle ich einen Abstecher zum sogenannten Tanzenden Haus. Weil der Anblick des Gebäudes mit seiner gerundeten Fassade zum Schmunzeln bringt. Und weil Fotografen sich hier richtig austoben können. Wie mag es wohl hinter der Fassade aussehen?
Großes Wandbild in der City
Ob Fachwerk, Betonplatten oder Streetart-Interpretationen – fotogene Fassaden von Barock, über Renaissance bis zur Moderne gibt es auch in meiner Heimatstadt Halle an allen Ecken und Enden zu bewundern. Anschauen sollte man sich auf jeden Fall auch das Gebäude mit dem 400 Quadratmeter großen Wandbild in der Innenstadt von Halle.
Herbst-Glühen in Halle
Mit Efeu und Wein berankte Fassaden sehen besonders schön im Herbst aus, weil sie dann feuerrot glühen. Fotografiert in Halle und in der Neustadt.
Platte vor dem Abriss
Schön marode – eine Fassade vor dem Abriss in Halle. Irgendwie erinnert der Anblick an eine leere Pralinenschachtel.
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