Beim Bummel durch Regensburg kommt man irgendwann auch zu der Steinernen Brücke und zum berühmten Dom der Stadt an der Donau.
Heimat der Domspatzen
Nicht grad hell hier drin. Das ist mein erster Gedanke, als ich an diesem Sonnentag den Dom St. Peter betrete. Doch schnell gewöhnen sich die Augen an die veränderten Lichtverhältnisse. Und allmählich schälen sich die Details im Gotteshaus heraus. Mein Bummel durch Regensburg hat mich zuallererst ins Zentrum der Welterbestadt geführt und damit zu einem ihrer Wahrzeichen. Schon von weitem haben mir die beiden grazilen Domtürme die Richtung gewiesen. Mit ihren 105 Metern überragen sie alle Gebäude der Altstadt. Sogar den stattlichen Goldenen Turm um das Doppelte. Den allerdings schaue ich mir später an.
Jetzt stehe ich erst mal in der einzigen gotischen Kathedrale Bayerns, die zugleich die Heimstatt der berühmten Regensburger Domspatzen ist. Und ich gebe es zu: Ich bin wirklich beeindruckt von dem gewaltigen Mittelschiff. Das schwingt sich fast 32 Meter in die Höhe und wird von gewaltigen Pfeilern gestützt. Die bunt verglasten Fenster ringsum sind ne Wucht. Die meisten blieben im Original erhalten, stammen also aus dem 13. und 14. Jahrhundert.
Hängender Rekordhalter
Magisch zieht es mich zu einem im wahrsten Wortsinne Glanzstück hin. Das ist der prunkvolle Hochaltar aus Silber und vergoldetem Kupfer. Auch wenn er aussieht wie aus einem Guss, so besteht er doch aus Einzelstücken. Fast 100 Jahre brauchte es, bevor die Teile zu einem kostbaren Ensemble verschmolzen. Sehenswert im Regensburger Dom sind die 5 gotischen Baldachin-Altäre. Auch die Hauptorgel verdient einen Blick. Denn sie hebt sich hervor unter all den 50.000 Orgeln, die es in Deutschland gibt. Es ist nicht ihre Optik, denn die Königin der Instrumente wurde erst 2009 in den Dom eingebaut, ist also ein Produkt der Neuzeit. Die Dom-Orgel hängt an vier Stahlseilen. Die sind im Dachstuhl des Nordquerhauses festgemacht. Mit 36 Tonnen, 80 Registern und 5.871 Pfeifen ist die 18,3 Meter hohe Rieger-Orgel die größte und schwerste hängende Orgel der Welt.
Repräsentative Türme
Beim Bummel durch Regensburg komme ich hier und da an viereckigen Türmen vorbei. Das sind Patrizierburgen, wie ich im Vorfeld meines Besuchs der Donau-Stadt gelesen hatte. Rund 60 solcher Geschlechtertürme nach italienischem Vorbild gab es im Mittelalter in Regensburg. Heute existieren nur noch wenige. Allerdings prägen sie das Bild in der mittelalterlichen Altstadt. Das älteste und höchste Sinnbild des einstigen Reichtums und der Macht der ansässigen Patrizierfamilien ist der Goldene Turm. Auf ihn treffe ich in der Wahlenstraße.
Im 13. Jahrhundert, also fast zeitgleich mit dem Baubeginn des Regensburger Doms, wurde der Goldene Turm errichtet. Mit seinen 50 Metern Höhe galt der neunstöckige Bau zu dieser Zeit als der höchste Wohnturm nördlich der Alpen. Noch interessanter als den Turm finde ich die Renaissance-Arkaden im Innenhof. Den sollte man sich wirklich anschauen. In den Hof gelangt man entweder von der Wahlenstraße aus oder aber von der Unteren Bachgasse.
Denkmal für berühmten Sohn
Zwei weitere Patrizierburgen entdecke ich auf einem der ältesten Plätze Regensburgs, dem dreieckigen Haidplatz. Wegen dem knalligen Terrakottarot fällt mir zuerst das Gebäude der Neuen Waag mit dem um 1300 erbauten Patrizierturm auf. Farblich dezenter ist die um 1250 erbaute Patrizierburg Goldenes Kreuz mit Wohnanbau. Dafür hat das frühgotische Gebäude am nordwestlichen Ende des Haidplatzes eine interessante Geschichte.
Seit dem 16. Jahrhundert als Gasthof „Zum goldenen Kreuz“ genutzt, stiegen hier Fürsten und Kaiser ab. Zu den illustren Gästen zählte damals auch Kaiser Karl V., der hier eine kurze Romanze mit der Tochter eines Regensburger Gürtlers hatte. Was nicht sonderlich erwähnenswert gewesen wäre. Doch der Sproß, der aus dieser Liaison hervorging, war Don Juan d’Austria, der spätere Sieger über die Türken in der Seeschlacht von Lepanto. Das Denkmal des berühmten Sohns der Stadt schaue ich mir auf dem Zieroldsplatz gleich neben dem Alten Rathaus an.
Apropos Altes Rathaus. Auch das ist ein lohnendes Ziel beim Bummel durch Regensburg. Der dreiteilige Gebäudekomplex, bestehend aus dem Reichssaalgebäude mit Erker, dem Portalbau mit Treppenhaus und Tordurchgang sowie dem Barock-Rathaus mit dem Uhrenturm, kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Tickets gibt es bei der Tourist-Information im Haus.
Kampfszene auf der Fassade
Kein Ticket benötige ich, um eine weitere Sehenswürdigkeit der Stadt in Augenschein zu nehmen. Es ist das Goliathhaus in der gleichnamigen Straße im Altstadt-Kern. Bereits als ich von der Donau kommend die Brückstraße entlanglaufe, sehe ich das berühmte Gemälde mit den überlebensgroßen Figuren. Dargestellt auf der Fassade des Geschlechterturms ist der Kampf Davids gegen Goliath. Etwa um 1260 wurde dieses Stammhaus der Patrizierfamilie der Thundorfer errichtet. Fast ebenso alt ist das Haus Heuport. Mit seiner terrarkottafarbenen Fassade und dem großen Tor gehörte es zu den bedeutendsten Patrizierhäusern der Stadt und beherbergt wie das Goliathhaus heute einen Gasthof.
Mit fast 1.000 Einzeldenkmälern punktet die ehemalige Reichsstadt. Alle bei meinem Bummel durch Regensburg abzuklappern, das ist schier unmöglich. Das will ich auch nicht. Es soll schließlich keine Jagd nach Sehenswertem sein, sondern ein Bummel bleiben. Und dazu gehört hin und wieder eine Einkehr. Auch in Sachen Gastronomie hat Regensburg einiges zu bieten.
Pause mit Kaffee und Kuchen
Das Café Prinzess am Rathausplatz beispielsweise ist ein Tipp. Es wurde 1686 in Regensburg als eines der ersten Kaffeehäuser in Süddeutschland eröffnet. Gegenüber dem Alten Rathaus gilt es als erste Adresse in Sachen Pralinen und feinem Gebäck. Auch im Café Fürstenhof in der Maximilianstraße weiß man seine Gäste zu verwöhnen. Angelockt hat mich dort die knallgelbe geschwungene Jugendstil-Fassade des 1911 errichteten Gebäudes. Wie zu seiner Eröffnung werden im Ambiente eines Wiener Kaffeehauses Kuchen und Kaffee serviert.
Zum Schloss umgebautes Kloster
Gestärkt setze ich meinen Bummel durch Regensburg fort. Als nächstes Highlight steht das Schloss St. Emmeram auf dem Programm. Ein Teil des Wohnsitzes des Fürstenhauses Thurn und Taxis kann nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Ich habe mein Ticket online gebucht. Vor Ort sehe ich, dass noch einige wenige Restkarten verkauft werden. Aber darauf sollte man sich nicht verlassen. Sicher ist sicher.
Jedenfalls stehe ich jetzt erwartungsfroh inmitten der Besuchergruppe vor dem Kurfürstenbrunnen im Innenhof des Schlosses. Und ehrlich gesagt bin ich zunächst ein wenig enttäuscht über die doch recht schlicht anmutenden Fassaden. Was jedoch kein Wunder ist. Denn vor dem Um- und Neubau war das hier das ehemalige Reichsstift und Benediktinerkloster St. Emmeram, erzählt der Guide. Und er weiß auch, dass das gesamte Gelände einschließlich Nebengebäuden und Gärten größer ist als die Fläche des Buckingham-Palastes in London.
Silbersaal und Marmorstufen
25 Privatgemächer der Familienresidenz soll Fürstin Gloria bewohnen. Die können wir natürlich nicht besuchen. Wohl aber einige Prunkräume eines der größten privaten Schlösser Europas dürfen wir uns anschauen. Darunter beispielsweise das beeindruckende Marmortreppenhaus, den Ball- und den Silbersaal sowie den Wintergarten. Wir sehen eine kostbare Inneneinrichtung, die vom Glanz und Luxus vergangener Zeiten erzählt. Gern hätte ich das prächtige Ambiente fotografiert. Das aber ist hier nicht gestattet.
Regensburgs prächtigste Kirche
Freien Zugang habe ich zur benachbarten Basilika St. Emmeram. Für mich ist sie die prächtigste Kirche Regensburgs. Besucher können in den historischen Mauern rund 1.200 Jahre Religions- und Kulturgeschichte auf engstem Raum erleben. Hier fanden Kaiser und Könige, Heilige und Herzöge ihre letzte Ruhe. Die Basilika ist etwa 100 Meter lang. Das Kirchenschiff misst in der Breite 29 Meter. 35 Meter ist das Westquerhaus lang. Damit gilt die Basilika St. Emmeram als größter vorromanischer Kirchenbau Süddeutschlands.
Beeindruckendes Deckenfresko
Doch nicht die Ausmaße finde ich beeindruckend, sondern die Innenausgestaltung mit den überbordenden Details im schönsten Barock. Es scheint, als hätten sich alle Engelsfiguren dieser Welt in St. Emmeram versammelt. Dazu gibt es eine wirkungsvolle pastellige Farbgestaltung und jede Menge Gold. Fast 20 Altäre zähle ich. Und das Deckenfresko ist eine Wucht. Ebenso die bemalte Kassettendecke im Westquerhaus. Hier stoße ich in der Wolfgangkrypta auch auf das größte Grabmonument von St. Emmeram. Das Epitaph ist fünf Meter hoch und wurde für Alexander Ferdinand von Thurn und Taxis errichtet.
Weil mich die Basilika so fasziniert, widme ich ihr einen eigenen Beitrag. Hier mein Bericht.
Viel Gold und Schnörkel
Eine weitere prunkvoll ausgestattete Kirche besuche ich unweit des Regensburger Doms. Es ist die Alte Kapelle, gelegen zwischen der Schwarze-Bären-Straße und Alter Kornmarkt. Sie wurde 875 im Auftrag von Ludwig dem Deutschen errichtet und ist die älteste Kirche Regensburgs. Kunsthistorisch betrachtet gilt das Gotteshaus als eine der bedeutendsten Rokokokirchen Bayerns.
Bei der späteren Inneneinrichtung der Stiftskirche galt offensichtlich das Motto: nicht kleckern sondern klotzen. Was für eine überbordende Fülle an Details, Schnörkel und Gold auf mich einstürmt! Rokoko eben.
Einzige geweihte Orgel
Allerdings ist im Innern der dreischiffigen Pfeilerbasilika der Weg zum Altar durch Gitter versperrt. So kann ich nur aus ungünstiger Position zwischen den Gitterstäben hindurch schauen und fotografieren. Auch der Blick auf die berühmte Orgel ist nur von der Seite her möglich. Dabei ist sie eine ganz besondere. 2006 wurde sie bei einem Besuch von Papst Benedikt XVI. geweiht. Seither trägt sie nicht nur seinen Namen, sondern ist auch die einzige Orgel weltweit, die je von einem Papst geweiht wurde.
Mein Warten zahlt sich einige Zeit später allerdings aus. Das Gitter wird aufgesperrt und ich darf an einem Gottesdienst teilnehmen. In der zweiten Reihe sitzend habe ich eine perfekte Sicht auf den üppig ausgestatteten Altarraum und die Pracht aus dem 18. Jahrhundert ringsum. Nach der Messe bleiben mir 5 Minuten, um mich weiter umzuschauen und auch einen Blick auf die schöne Orgel zu werfen. Dann werden hinter mir schon wieder die Gitter verschlossen.
Die südlich an das Langhaus angebaute kleine Gnadenkapelle betrete ich ohne Hindernisse. Allerdings trennt mich weiter vorn dann auch wieder ein Gitter vom Gnadenbild, das die Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind abbildet. Dieses berühmte Mariengnadenbild, das hier seit 1694 aufbewahrt wird, machte die Alte Kapelle im Spätmittelalter zu einer bedeutenden Wallfahrtsstätte. Auch bei meinem Besuch wimmelt es hier von Touristen.
Fresken an Wänden und Decke
Zwar gilt das rund 200 Kilometer entfernt liegende Würzburg mit seinen etwa 60 Gotteshäusern als die Stadt der Kirchen. Doch wie ich bei meinem Bummel durch Regensburg feststelle, sind auch hier die Gotteshäuser Touristenmagnete. Mich zieht es jetzt zur kleinen Schwester der Alten Kapelle. Die ist zehn Jahre jünger und heißt St. Kassian. Zentrum des ebenfalls üppig ausgestatteten Gotteshauses ist der Rokoko-Hochaltar. An seiner Spitze entdecke ich die Figur des Kirchenpatrons St. Kassian. Sehenswert auch die beiden Seitenaltäre sowie das große Deckenfresko im Mittelschiff und die Fresken an den Wänden. Alles wirkt hier warm und sonnig auf mich.
Keine Säulen versperren Sicht
Das war es aber längst noch nicht mit der Kirchen-Schau. Weiter geht’s. In der Gesandtenstraße stoße ich auf die Dreieinigkeitskirche. Eigentlich will ich vorbei gehen, denn anderes Sehenswertes wartet. Dann entschließe ich mich aber doch, das sakrale Gebäude zu betreten. Und ich bin froh, dass ich mich so entschieden habe. Denn ein ungewöhnlicher Anblick erwartet mich. Das Besondere am frühbarocken Gotteshaus aus dem 17. Jahrhundert ist ihr säulenloses Innere. Das Anliegen der Bauherren war, dass jeder Besucher freie Sicht auf Kanzel und Altar haben soll. Ein Highlight der Saalkirche ist die aus dunklem Holz gefertigte und robust wirkende Empore. Sie war den vornehmen Bürgern vorbehalten und spannt sich über drei Seiten des Kirchenraums. Was ich kaum glauben mag: In der Kirche soll es rund 1.000 Sitzplätze geben.
Rätselhaftes Portal
Wer will, kann nach der Besichtigung der Dreieinigkeitskirche auch den achtstöckigen Nordturm besteigen. Von oben hat man eine gute Sicht auf die Regensburger Altstadt. Ich mag aber nicht dort hoch. Vielmehr möchte ich mir jetzt die Schottenkirche St. Jakob anschauen. Die dreischiffige Basilika ist vor allem bekannt wegen des im 12. Jahrhunderts entstandenen Nordportals. Das sogenannte „Schottenportal“ begeistert mich. Die 15 Meter breite und 8 Meter hohe Portalwand schmücken 154 Figuren. Welche Bedeutung das Bildwerk, geschützt durch einen Glasvorbau, hat, ist nicht nur mir ein Rätsel.
Rast in der ältesten Wurstbraterei
Abschließen möchte ich meinen Bummel durch Regensburg mit einem weiteren Wahrzeichen der Stadt. Also auf zur Steinernen Brücke. Sie ist neben dem Dom das bedeutendste Bauwerk der Donau-Stadt und gilt als eine der ältesten erhaltenen Brücken Deutschlands. Mit ihren reichlich 300 Metern Länge verbindet sie die Altstadt mit dem Stadtteil Stadtamhof. Doch zunächst lege ich nahe der Brücke eine kurze Rast ein. Hier lockt mit der „Wurstkuchl“ eine weitere Sehenswürdigkeit der Stadt. Die berühmte Gar- und Wurstküche ist die älteste Wurstbraterei der Welt. Schon im 12. Jahrhundert, das ist belegt, haben hier Bau- und Hafenarbeiter ihren Hunger gestillt Auch ich habe jetzt Bratwürste mit Sauerkraut bestellt.
Einstmals ein Weltwunder
Danach geht es zur Steinernen Brücke. Mittlerweile beginnt sich die Sonne zu verabschieden. Die letzten Strahlen schickt sie durch einen der Bögen. 16 – nur 14 sind heute noch zu sehen – hat die Steinerne Brücke, die im 12. Jahrhundert in nur elf Jahren errichtet wurde. Ich laufe vorbei am Salzstadl und dem fünfgeschossigen Brückturm und schon stehe ich auf dem Meisterwerk der mittelalterlichen Baukunst. Das wurde einst als echtes Weltwunder gerühmt. Ich laufe bis zum Brück-Männlein und schaue zurück zum Brückturm. Er ist das Überbleibsel von einst mehreren Tortürmen der alten Stadtbefestigung.
Weil ich schon mal bis hierher gelaufen bin, kann ich auch noch rüber in den Stadtteil Stadtamhof gehen. Vielleicht hin zu der Kirche, dessen Kirchturm sich rechterhand über den Dächern erhebt. Ein lohnender Abstecher, wie sich herausstellt. Auch St. Mang punktet mit einigen optischen Leckerbissen. Herauszuheben ist der spätbarocke sechssäulige Hochaltar mit den beiden gewundenen Außensäulen. Sehr schön sind auch das geschnitzte Chorgestühl, das Deckenfresko und die Wandmalereien. Alles in allem ein echter Hingucker, diese einschiffige Kirche. Und ich bin froh, dass ich den ganzen Weg über die Steinerne Brücke gegangen bin. Nun lasse ich den Bummel durch Regensburg zünftig ausklingen. Bei Bier und Leberkäs im Hofbräuhaus.
Empfehlen kann ich auch Spaziergänge durch andere bayerische Städte. Besucht habe ich beispielsweise Nürnberg, Würzburg und Bamberg.
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