Im Mauritshuis kann man Den Haags schönstes Mädchen kennenlernen. Es trägt einen Perlenohrring und ist weltberühmt. Bekannt sind auch die Grafiken von M.C. Escher, die im ehemaligen Winterpalast der Stadt zu sehen sind. Aber nicht nur in den Museen der Stadt, sondern auch im öffentlichen Raum, offeriert Den Haag viele Kunstobjekte. Während einer eintägigen Stippvisite habe ich mir einige angeschaut.
Kostbarkeiten im Mauritshuis
Den Haags schönstes Mädchen kann jedermann besuchen. Im Mauritshuis, das sich im Schlossweiher spiegelt. Das feine Adelspalais schließt sich direkt an den Binnenhof an und ist heute über die Niederlande hinaus ein bekanntes Kunstmuseum. Nicht nur wegen der Sammlung von rund 800 erstklassigen Gemälden der niederländischen und flämischen Malerei. Sondern auch wegen eingangs erwähnter Schönen. Die ist das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge. Spätestens seit dem Film „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ mit Scarlett Johansson ist das Gemälde auch für Leute, die nichts mit Malerei am Hut haben, ein Begriff.
Und nun stehe ich vor diesem Bild, das ich mir gar nicht so klein vorgestellt habe. Ich betrachte die junge Frau auf dem Gemälde. Und sie blickt mich über ihre Schulter hinweg an. Auf das kleine Schildchen neben dem Bild muss ich nicht schauen. Ich weiß, wer das Mädchen mit dem blauen Turban gemalt hat. Es war der in Delft geborene Maler Jan Vermeer. Das muss so um 1665 gewesen sein. Also kurz, nachdem das Mauritshuis gebaut wurde.
Genug geschaut. Den Haags schönstes Mädchen ist zugegeben überaus sehenswert. Aber ich will mir auch noch die anderen Gemälde ansehen. In opulenten Goldrahmen hängen auf textiler Wanddekoration die Kostbarkeiten dicht an dicht. Allein von Rembrandt zähle ich zehn Gemälde. Ziemlich lange verweile ich vor seinem Werk „Die Anatomie des Dr. Tulp“.
Sitz des Parlaments
Nach so viel Kunst zieht es mich wieder raus in die Sonne. Beim Spaziergang rund um den angrenzenden Schlossweiher fällt mein Blick vom gegenüberliegenden Ufer auf das Mauritshuis. An das schöne Stadtschlösschen schließt sich der immer wieder durch neue Gebäude ergänzte Binnenhof an. Hier versammelt sich seit 1446 das niederländische Parlament. Im 17. Jahrhundert galt der Binnenhof in den Haag sogar als Zentrum der europäischen Diplomatie. Für die Besichtigung der Innenräume bleibt keine Zeit, aber den großen Innenhof lasse ich mir nicht entgehen. Er kann übrigens durch verschiedene Zugänge betreten werden.
Den Innenhof des Ensembles dominiert ein gotisches Backsteingebäude. Durch die beiden flankierenden Türme hat es die Anmutung einer Kirche. Der Schein trügt allerdings. Vor mir sehe ich den denkmalgeschützten Rittersaal. Hinter seinen stattlichen Außenmauern von 1,20 Meter Dicke verliest jedes Jahr am sogenannten Prinsjesdag der König die Thronrede. Sie beschreibt das Regierungsprogramm für das nächste Jahr.
Der schweigende Graf
Zuletzt schaue ich mir den filigranen Hofbrunnen noch an. Vom Sockel blickt Graf Wilhelm II. von Holland zu mir hinab. Ich winke dem goldenen Mann kurz zu. Dann wartet einen Steinwurf vom Binnenhof das nächste Ziel auf mich: der Het Plein. Gesäumt von zahlreichen Restaurants ist der große Altstadt-Platz ein Magnet für Einheimische wie Touristen. Mich faszinieren vor allem die modernen Hochhäuser, die sich hinter den historischen Bauten in die Höhe schrauben. Und die ein treffliches Urlaubsfoto abgeben. Vor allem in Verbindung mit der Bronze-Statue von Wilhelm I. (Oranien), der Schweiger.
Imposante Glaskuppel
In Den Haags Zentrum befindet sich die älteste Shopping Mall der Niederlande. Klar, dass es mich dort zieht. Die 1885 eröffnete Passage erinnert mich an ihre elitären Schwestern in Mailand und Paris. Den Hauptzugang zum Neorenaissance-Gebäude finde ich an der Passagenecke. Vom Eingang an wird es quirlig. Vor allem Touristen kommen zum Schauen, Kaufen und Fotografieren. Oder sie genießen das Ambiente des überdachten Einkaufspalastes in einem der Cafés. So wie ich jetzt. Kaffee und Törtchen mit Blick auf diese imposante Glaskuppel.
Eine weitere schöne Kuppel entdecke ich wenige Schritte entfernt im Bekleidungskaufhaus Sting. Neugierig gemacht auf das Innere hat mich die gerundete Fassade des Gebäudes. Sie ist mit Mosaiken verziert. Hier zu shoppen fehlt mir die Zeit, aber für ein paar Fotos lohnt sich das Reinschauen. Auch die Fassaden der Häuser ringsum verdienen einen Blick und ein Foto.
Relaxen mit Flamingo
Man muss nicht unbedingt ins Museum gehen. Den Haag offeriert im öffentlichen Raum zahlreiche Kunstobjekte. Überall im Zentrum der Stadt treffe ich auf sehenswerte Skulpturen. Das Flanieren auf den Straßen wird so für mich zum zusätzlichen Kunsterlebnis. Sogar die Sitzbänke sind nicht Marke 0815, sondern locken XXL oder abenteuerlich gebogen und geschwungen zum Verweilen. Wer will, kann auch im Schutz eines riesigen Flamingos auf einer Treppe relaxen.
Escher im Winterpalast
Nach so viel Möglichkeiten, sich in Den Haags Zentrum auszuruhen, ist nun wieder Bewegung angesagt. Deshalb steuere ich nun das Museumsviertel an der Lange Vooorhout an. Es heißt, die Straße wäre die schönste Allee in den Niederlanden. Was ich nicht überprüfen kann. Und auch nicht will. Vielmehr zieht es mich zu einem dreistöckigen Gebäude. Mehr als zwei Jahrhunderte soll es auf den Mauern haben und einst von der Königinmutter Emma als Winterpalast genutzt worden sein. Von außen macht das graue Gebäude auf mich nicht grad den besten Eindruck. Aber kaum bin ich drin, empfängt mich ein Strahlen. Im Foyer und in den Museumsräumen. Das kommt von den 15 Kronleuchtern, die der Rotterdamer Künstler Hans van Bentem kreierte. Die sind überaus spektakulär. Aber ins Museum gekommen bin ich wegen eines anderen Künstlers.
Den Haags schönstes Mädchen kennenzulernen, war für mich schon ein Highlight. Nun begeistern mich im einstigen Winterpalast die phantasievollen Arbeiten von M.C. Escher. Mehr als 120 Drucke des berühmten niederländischen Grafikers sind in der Dauerausstellung zu sehen. Begeistert tauche ich mit den zahlreichen Besuchern ein in die perspektivischen Darstellungen Eschers, verliere mich in der Welt der Illusion. In der es endlose Treppen gibt und Fußböden, die zugleich Wände und Decken sind. Tolle optische Täuschungen, die mich fesseln.
Glasskulpturen zum Staunen
Es lohnt auch, sich die präsentierten Glasskulpturen näher zu betrachten. Sie stammen aus der Tschechischen Republik und der Slowakei. Aus optischem Glas, das für die Herstellung etwa von Spiegeln, Linsen und Brillengläsern verwendet wird, haben die Künstler sehenswerte Objekte geschaffen. Die brechen das Licht, vergrößern oder verkleinern, lassen Gegenstände darin spiegeln oder Kopf stehen. Das gibt sehenswerte Effekten, die mich immer wieder in Staunen versetzen. So wie Eschers Grafiken.
Zurück zu Rotterdams Kubushäuser
Meine eintägige Stippvisite nähert sich dem Ende. Den Haags schönstes Mädchen habe ich gesehen. Ebenso die Grafiken von M.C. Escher. In der ältesten Passage der Niederlande trank ich Kaffee und ich habe mir das Zentrum der Stadt angeschaut. Nun schlendere ich zum modernen Bahnhof Centraal. Es geht in einer knapp halbstündigen Zugfahrt zurück nach Rotterdam. Die Hafenmetropole gilt als die Architekturhauptstadt Europas und ist für eine Woche der Ausgangspunkt meiner Städtetouren. Was es dort zu sehen gibt, berichte ich hier. Ein besonderer Hingucker der Stadt sind für mich die Kubushäuser.
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